Dienstag, 8. März 2011

Es ist der 6.3.2011, 21:45 Uhr, ich sehe die Tagesthemen des Zweiten Deutschen Fernsehens.

Nun ja die Themen, was im Augenblick so anliegt, vorrangig der Konflikt in Libyen, die Situation mit Gaddafi. Berichte von Aufständischen und ihren Erfolgen. Gegenberichte von eventuellen Erfolgen Gaddafis. Danach nur ein paar weitere innenpolitische Themen, ganz besonders Bio Sprit 10, bei dem sich aber einmal zeigt, das der Kunde bockig wird und nicht mitmachen will. Es stellt sich zum Erstaunen der Regierung heraus, das wir lieber unsere Kinder mit ungesunden Süßigkeiten gesundheitlich in Schwierigkeiten bringen, als dass wir unserem geliebten Automobil auch nur den geringsten Schaden am Motor zu fügen wollen. Da zeigen wir Herz
Obwohl ich mir denken kann, das die Automobilindustrie mit den Wölfen heulen muss, also ihren Kunden. Wobei sie es bestimmt klammheimlich nicht umgern sehen würde, wenn mithilfe dieses E 10 ihre Motoren sanft und liebevoll in den Tod getrieben werden.
Welch wunderbare Aussichten, es gäbe keinen Stillstand in der Industrie, sie müsste ständig neue Motoren liefern und müsste eigentlich aus tiefstem Herzen über eine solche Entwicklung jubeln. Naja was hatten wir dann noch? Ach ja, die weltbewegende Frage: gehört der Islam zum Kulturgut in Deutschland. Wann ist eine solche Frage zum ersten Mal aufgetaucht?
Ja aber was das Wichtigste bei den gesamten Tagesthemen an diesem Abend war, und deswegen sehe ich mich überhaupt veranlasst etwas dazu zu sagen. Die Tatsache, dass ich im Ablauf der gesamten Sendung kein politisches Gesicht auf der Leinwand gesehen habe, dass in irgendeiner Form zu diesen äußerst wichtigen und spannenden Thema Libyen einen Kommentar abgegeben hätte, geschweige denn eine Erklärung. Nur wird mir natürlich auch dabei klar, dass unsere Politiker in der letzten Zeit ausreichend Fehler gemacht haben bei der Einmischung in fremde Angelegenheiten.
Ich denke an unsere Grenzen am Hindukusch. Da brauchen wir jetzt erst einmal eine Denkpause.
Wir sind hier in der letzten Zeit ganz gut mit diesem Wirrkopf Gaddafi ausgekommen. Das soll aber nicht heißen, dass wir uns um die Probleme in Libyen gar nicht kümmern. Nur, man kann so schnell Fehler machen bei Äußerungen, die freilich getroffen werden und Stellungnahmen die sich danach als falsch oder nicht mehr zu halten herausstellen. Und außerdem tun wir ja auch wirklich, was wir können. Wir leisten humanitäre Hilfe, wir transportieren die Flüchtlinge aus dem Land von A. nach B. und bringen Sie in Sicherheit. Wobei man natürlich sagen muss, es ist besser wir machen es gesammelt, dann haben wir einen Überblick und wissen, wo die Flüchtlinge bleiben. Besser wir sammeln sie in einem Lager , dann verhindern wir immerhin, dass sie auf nicht kontrollierbare Art und Weise in Europa eindringen und uns das Leben schwer machen. Hin und wieder fallen Sätze wie: Wir müssen den Luftraum kontrollieren, damit Gaddafi nicht seine eigenen Leute angreifen kann. Aber auch da sind wir sehr zögerlich und halbherzig, wir wollen erst mal sehen wie die Libyer sich schlagen. Die machen das er bisher ganz gut, ohne unsere Hilfe. Und es sind ja auch stolze und ehrgeizige Menschen, sie wollen im Falle eines Sieges wissen, wem sie das zu verdanken haben. Also warten wir noch noch ein bisschen. Gut es werden noch ein paar tausend Libyer darauf gehen, aber ohne Risiko sind noch nie große Taten vollbracht worden.
Die EU übernimmt nun erst einmal entscheidende Schritte, rücksichtslos. Mrs. Ashton will eine Delegation entsenden zum beobachten der Situation. Das ist ein vernünftiger erster Schritt. Wir schicken wir ein paar Beobachter auf einen einsamen Wüstenhügel, bewaffnet mit ein paar Ferngläsern. Da kann es natürlich sein, das sie zurückkommen, und darüber berichten, dass sich irgendetwas tut, das nach Kampfhandlungen aussieht. Es muss also etwas dran sein an dem, was die vielen Berichterstatter vor Ort zu berichten haben.
Aber gut, wir müssen erst einmal selber alles gesehen haben. Dann können wir immer noch in aller Ruhe darüber nachdenken, wann und ob wir etwas unternehmen wollen. Das sind wir unserer zivilisatorischen Verpflichtung schuldig.
Hat mal jemand darüber nachgedacht, was es bedeutet, wenn durch das zögerliche Warten des Weltsicherheitsrates, der NATO, der EU und der Amerikaner, Gaddafi wieder an die Macht kommt?
Ich glaube dieses Bild kann sich zurzeit niemand ausmalen.
Europa liefert zurzeit eine Politik beispielloser Unentschlossenheit, beispielloser Schwäche, beispielloser Fantasielosigkeit und Ratlosigkeit. Mein Glaube an die Führungskraft unsere Politiker schwindet von Tag zu Tag, armes Europa.

Montag, 3. Januar 2011

Die Lage der Nation

Ich bin ein Leidenschaftlicher Anhänger der Demokratie, nur frage ich mich neuerdings, funktioniert die Demokratie eigentlich noch bei uns? Unsere Bundeskanzlerin rühmt sich, alles im Griff zu haben, hat sie das wirklich? Ich habe den Eindruck, sie kümmert sich um die ganz großen Probleme (von denen wir vielleicht manchmal die Finger lassen sollten) aber die Probleme der großen Masse bleiben auf der Strecke. Sie ist begeistert vom Augenblicklichen Aufschwung der Industrie und versucht den Eindruck zu erwecken, sie und ihre Regierung hätten die Finger im Spiel. Nein, es ist einfach der Zeitpunkt, die globale Wirtschaft hat sie mit ihren Auswirkungen überrollt, diesmal zu ihren Gunsten und unseren Gunsten.
Manchmal sieht es aus, als würde sie gern die Herrschaft über Europa übernehmen. Aber wie sieht es mit den Problemen im Inland aus? Der Atomindustrie werden Konzessionen gemacht, die Industrie wird auch gepäppelt, aber ansonsten, für den Bürger zeigt sich eine ganz andere Welt, ganz besonders für den Hartz IV Empfänger. Er ist das lästige Anhängsel des wirtschaftlichen Aufschwungs. Für ihn hat die Regierung noch nicht einmal die fünf Euro zur rechten Zeit bereit, da würde Frau von der Leyen am liebsten um jeden Cent streiten, während die Regierung anderweitig Milliarden rausschmeißt, großzügig und schnell entschieden. Wir haben ein Sendungsbewusstsein. Wir sind die Gutmenschen, wir retten die Welt. Im Rausch des wirtschaftlichen Aufschwungs verkündet man optimistisch, die Arbeitslosen wieder in Arbeit zu bringen. Erst schmeißt man sie raus, weil sie zu alt sind und zur selben Zeit entscheidet man, dass man die Rente auf 67 hoch setzen will und dann ist der Arbeitnehmer plötzlich nicht mehr zu alt. Was ist das für ein Realitätsdenken. Die Wirtschaft ist ständig dabei zu rationalisieren, Arbeitskräfte freizusetzen, wie man das so elegant nennt. Es sieht so aus, als würde der Bestand an Hartz IV Empfänger auf alle Zeit festgeschrieben. Sie wären dann eben ein fester Kostenfaktor, wie die Müllbeseitigung, denn die Arbeitgeber verfolgen gleichzeitig das Ziel weitere Arbeitslose zu produzieren. Es wirken Gewinne, man verteidigt sich mit der Situation am Weltmarkt. Während die Kanzlerin die blühende Wirtschaft preist, ist diese gleichzeitig dabei, sind ihre Ingenieure dabei, ständig neue Ideen zu entwickeln für Maschinen, die noch rationeller Arbeiten, und die Unternehmer in Zukunft weiterhin verlocken werden noch mehr Arbeitskräfte freizusetzen. Ein Wahnsinnskreislauf.
Und ständig wird die Zahl der Arbeitslosen wachsen, ja sicher es sind Menschen, ja sicher es sind Schicksale, ja sicher wir dürften sie nicht aus dem Auge verlieren, aber sie stören das allgemeine Bild.
Es wird also immer weniger Arbeitende geben, die in die Rentenkasse einzahlen. Zurzeit sind wieder mehr Menschen in Arbeit, sie schönen die Statistik, wobei verborgen bleibt, unter welchen Bedingungen diese Menschen arbeiten; ein Euro Jobs, Zeitarbeit und Niedriglöhne. Die Regierung steuert blindlings in eine Situation in der zukünftig die Rentner in Armut leben müssen. Sie denkt gar nicht daran, das System der Finanzierung der Rentenkassen zu ändern. Man macht sich keine Mühe, neue Ideen zu entwickeln, die den zukünftigen Anforderungen gerecht werden. Wir werden ein blühender Staat sein, der gleichzeitig keine andere Aufgabe hat, als das Elend seiner Bevölkerung zu verwalten. Nein ich sehe hier keine konstruktiven Perspektiven. Ich sehe nur ein vor sich hin schieben. Ständig werden wir in Angst und Schrecken gehalten, die Industrie blüht und die Kosten steigen, wieso eigentlich? Weil die Regierung eine falsche Vorstellung von der Freiheit der Wirtschaft hat. Weil die Regierung in dieser skurrilen Zusammenstellung von CDU und FDP nicht das Rückgrat hat, ein Machtwort zu sprechen. Sie hat wichtige Instrumente aus der Hand gegeben. Die Bahn, die Atomindustrie, die Energieindustrie. Über all hat sie keinen Einfluss mehr. Der Regierung ist die Balance aus der Hand geglitten, die Balance zwischen den Interessen ihrer Bürger, die ganz vorne stehen müssten und der freien Wirtschaft. Und am Ende ist diese Regierung nach meiner Meinung moralisch gar nicht mehr Regierungs-berechtigt. Sie arbeitet zusammen mit einer Partei, die schon seit einiger Zeit die Fünf-Prozent-Hürde unterschritten hat. Normalerweise wäre die FDP unter diesen Umständen nie in die Lage versetzt worden mit zu regieren. Und dennoch unterliegt die CDU den Einflüsterungen dieser schwächelden Partei, weil sie den Koalitionsvertrag einhalten muss. Hier stimmt doch etwas nicht!
Im Augenblick sieht es traurig aus, niemand kann das Steuer herumreißen, keiner hat die Kraft und das Durchsetzungsvermögen und die Parteien wiederum scheinen längst das wichtigste Ziel aus dem Auge zu verlieren: Sie sind dafür da, von der Bevölkerung gewählt, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten und für ihr Wohl zu sorgen. Stattdessen zerfleischen sie sich in Machtkämpfen.
Und dann haben wir noch ein Grundgesetz, das dem Bundespräsidenten die Hände bindet. Er könnte im Notfall der Mann sein (natürlich nur als parteiloser), der ein Machtwort spricht. Aber, er hat letztendlich nichts zu bestimmen.
Im Augenblick sehe ich keinen Grund, auf diese Demokratie stolz zu sein.

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Prost Neujahr 2011

Normalerweise freut sich der Mensch über alles was neu ist, es sei denn, es kommt von der Bundesregierung. Natürlich macht es uns auch ein wenig Angst, aber auch neugierig. Es ist ein Anfang. Das Neue wird erprobt, muss sich bewähren, aber man weiß nicht, wie es sich auf die Dauer verhält. Das ist so richtig etwas für den Abenteuergeist in uns.
Freuen Sie sich auf das neue Jahr?
Eigentlich sehe ich gar keinen Grund. Es wäre schön, wenn wir einen Schlussstrich ziehen könnten und das alte Jahr wäre erledigt. Aber leider wird uns die Freude auf das Neue dadurch verdorben, dass wir die Lasten des alten Jahres mit in das neue Jahr hinein schleppen müssen. Spätestens dann wird uns klar, dass uns mit dem viel versprechenden neuen Jahr etwas vorgemacht wird.
1582 hat die Kirche, also Papst Gregor der 13. den gregorianischen Kalender ins Leben gerufen und seitdem läuft der neue Jahresrhythmus ab, immer das Gleiche. Wenn wir beispielsweise ein neues Haus kaufen oder ein neues Auto, dann wissen wir genau, was uns erwartet: Neue Strukturen.
Aber was ist neu am neuen Jahr? Es beginnt wie immer mit Januar und endet mit dem Dezember. Im Frühling sprießen die Bäume, im Sommer wird es normalerweise wam, im Herbst bekommen wir die berühmten Stürme und im Winter den kalten Hintern, und Schnee, das hätte ich fast vergessen. Der neue Gregorianische Kalender legt seit nunmehr 400 Jahren die Dauer des mittleren Kalenderjahres auf 365,2425 Tage fest. Darauf können wir uns verlassen, also auch nichts Neues. Das beginnende Kalenderjahr bietet wenig überraschendes, wenn man bedenkt, dass alles ja schon festgelegt ist; die Politiker drohen uns seit Monaten damit, dass wir uns warm anziehen sollen. Hoffnungsvolles haben wir von ihnen nicht zu erwarten, da kommt keine großen Freude auf. Die Wissenschaft bietet uns auch nichts Tröstliches, sie droht uns mit Umweltkatastrophen, Hitze und Kälte, mit Stürmen und Überschwemmungen. Sicher ist aber, wir kennen jetzt schon die einzelnen Sonntage, wir wissen wie lang die Monate sind, wir wissen, wann wir Geburtstag haben, kennen die Daten aller Feiertage, Ja, viele haben schon Voraus geplant und wissen wann sie ihren Urlaub machen. Darauf können wir uns wenigstens verlassen.
Da ist also nichts Überraschendes, bis auf eine Kleinigkeit, wir haben nicht die geringste Ahnung, welche unerwarteten Inhalte das neue Jahr für uns bereithält. Dennoch finden wir, dass es auf jeden Fall ein Anlass zum Feiern am Silvesterabend ist. Wobei ich nicht genau weiß, freuen wir uns auf das neue Jahr, oder feiern wir die Tatsache, dass wir das alte Jahr los sind? Das wäre eigentlich verständlicher, denn da wissen wir genau, was wir los sind, wenn wir es wirklich los sind (siehe oben), während wir keine Ahnung haben, was im neuen Jahr auf uns zukommt. Da ist alles offen, es kann alles geschehen, schöne Erlebnisse, erfreulich Dinge aber auch unerwartete Katastrophen. Wir ahnen sie vielleicht und deswegen vertreiben wir unsere Angst mit Feuerwerk, Böllern und Alkohol Konsum und beginnen dann das neue Jahr mit Kopfschmerzen und Kater.
Na dann, Prost Neujahr.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Frieden auf Erden

Die Glocken läuten, der Christbaum erstrahlt im hellen Licht, Weihnachten. "Herr schenk uns Frieden", so bittet der Pastor auf der Kanzel. Ist der Mensch denn überhaupt friedensfähig ? Der Zustand, daß niemand niemandem etwas neidet, niemand von niemandem etwas begehrt.
Ist er bei der Urveranlagung des Menschen überhaupt
denkbar? Ist nicht für den Menschen die Annäherung an den Frieden gleichzusetzen mit der Annäherung an den Tod? Ist der Friede der Tod selbst?
Die sakrale, feierliche Stimmung eines Gottesdienstes hat für mich vieles von einer Beerdigung. Der Friede, der hier gesucht wird scheint mir ein emotionsloser, bewegungsloser Zustand der Erstarrung zu sein.
Eine Frage:
Soll der Mensch ohne Freude leben.
Freude braucht Bewegung um sich auszudrücken; Bewegung des Geistes und des Körpers. Am Rande der Freude aber lebt der Übermut, das spitze Wort, das böse Wort. Freude bewegt Misgunst, Misgunst stiftet Unfrieden.
Soll der Mensch ohne Freude leben?
Wir alle sprechen vom Frieden auf Erden.
Wir alle wollen den Frieden auf Erden.
Wohlbemerkt, auf Erden; nicht unterer der Erde.
Von welcher Art ist denn nun unser Friede?
Wollen wir Frieden, weil man uns in Ruhe lassen soll. Niemand soll unsere Kreise stören.
Niemand soll etwas von uns begehren, verlangen, uns angreifen weil wir nicht geben, abgeben wollen?
Heist Friede, daß diejenigen, denen es schlechter geht als uns auch friedlich bleiben sollen oder
gar müssen, nicht begehrlich blicken auf uns oder
verlangend fordern?
Ist unsere Forderung nach Frieden nichts weiter als
der Wunsch, Ungleichheit und Ungerechtigkeit unter das Motto "Gottes Wille" zu stellen?
Nein, nein und nocheinmal nein höre ich.
Das alles haben wir nicht gemeint.
Das alles haben wir nicht gewollt.
Der Friede, den wir meinen ist etwas Gutes.
Die Menschen sollen versuchen einander zu verstehen, einander helfen, sich tolerieren. Wie soll das gehen? Es gibt nun einmal soviele unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Glaubensrichtungen.
Alle sind
stolz auf IHRE Kultur
stolz auf IHRE Sprache
stolz auf IHRE Religion.
Sie wollen sich da nicht reinreden lassen.
Heist Friede am Ende wirklich nur in Ruhe lassen?
"Herr schenk uns Frieden", so bittet der Pastor auf der Kanzel.
Ist der Mensch denn überhaupt friedensfähig?

Dienstag, 14. Dezember 2010

Freundschaft


Gibt es etwas Beglückenderes, als einen Menschen zu kennen mit dem man sprechen kann wie mit sich selbst?
Könnte man höchstes Glück und tiefstes Unglück ertragen, hätte man niemanden, der daran teilnimmt? Freundschaft ist vor allem Anteilnahme und Mitgefühl!

Marcus Tullius Cicero


Freundschaft


Schon in jungen Jahren sehnen wir uns nach einer Freundschaft. Wir haben ein intuitives Gefühl dafür, wer der Richtige sein könnte. Wir lassen dann keine Gelegenheit aus, uns ihm zu nähern. Wir laden ihn zum Geburtstag ein, schlagen ihm gemeinsame Spiele vor, und ganz plötzlich sind zwei junge Menschen unzertrennlich. Und wenn das Schicksal sie nicht trennt, durch Umzug oder Ähnliches, wachsen sie immer intensiver zusammen. Man erzählt sich alle Details, ganz besonders wenn man dann in die Jahre der Pubertät kommt, man hat nicht die geringste Scham voreinander. Man informiert sich über den Fortschritt ohne irgendwelche Hintergedanken, indem man die gerade heranwachsenden feinen kleinen Schamhaare präsentiert. Jedoch ist man immer noch kindlich genug und lässt sich auf einen kleinen Wettstreit ein, bei dem man unbedingt wissen will, wer am weitesten pinkeln kann. Aber wenn dann die Zeit des Berufslebens kommt, kann es schon passieren, dass die Freunde auseinandergerissen werden. Dennoch, es ändert sich gar nichts daran, wenn sich die Gelegenheit ergibt, das man wieder miteinander zusammen sein kann, ist alles wie am ersten Tag
Eine sehr kritische Probe für die Freundschaft, ist die Liebe. Da gibt es die verschiedensten Gründe, die Freundin ist eifersüchtig auf die intensive Freundschaft, gerade dann, wenn der Freund ihr nicht gefällt. Der wird es dann zu spüren bekommen, sie zeigt ihm die kalte Schulter und versucht ihrerseits ihren Freund zu beeinflussen, die Freundschaft aufzugeben. Sie erinnert sich genau, dass sie mit ihrer Freundin alle Intimitäten austauscht und fürchtet daher, dass dieser Freund wiederum mit ihrem Freund spricht über sie und ihren Freund in irgendeiner Form gegen sie beeinflusst oder sie schlecht macht. Das sind kritische Zeiten für eine Freundschaft. Aber es geht natürlich auch andersrum, der sonst so loyale Freund entwickelt plötzlich die Maxime: Freund hin, Freund her, aber wenn es um die Liebe geht, gibt es keine Rücksichten. Trotzdem versuchen gute Freunde Klarheit zu schaffen: " Damit das ein für alle Mal klar ist zwischen uns, meine Freundin ist für dich tabu".
Und am Ende beweist eine gute Freundschaft, dass sie unzerstörbar ist.
Wenn man durch irgendwelche Schicksalsschläge seinen Jugendfreund verloren hat, ist es als Erwachsener gar nicht so leicht eine neue Freundschaft aufzubauen. Mit der Zeit haben wir alle ein paar eigenwillige Eigenschaften entwickelt, die eine Anpassungs Fähigkeit erschweren. Aber wenn wir in der Lage sind, hier und da zurück zu stecken, ist es gut möglich, auch als Erwachsener eine neue Freundschaft zu erleben.
Mit der Freundschaft ist es oft wie in der Liebe. Es gibt Liebesverhältnisse, die mit der Intensität eines Vulkanausbruchs beginnen. Da Treffen zweier aufeinander, die mit hemmungsloser Energie ineinander verschmelzen. Das geht vielleicht 2, 3 Tage so und dann entdeckt er oder sie, dass der Partner verschwunden ist; und das Interessante ist die Erkenntnis, man ist gar nicht enttäuscht, man fragt sich plötzlich, was haben wir mir nur die ganze Zeit gemacht, worüber haben wir eigentlich geredet?
Mein Gott, man stellt fest, außer dem Vornamen weiß man gar nichts voneinander. Wenn man dann irgendwann diese Person wieder trifft, ist man überhaupt nicht interessiert, den Kontakt noch einmal aufzunehmen. Im Gegenteil fragt man sich: Um Gottes willen, mit dem habe ich einmal geschlafen?

Verglichen damit gibt es Freundschaften, bei denen zwei aufeinandertreffen, die sich fantastisch verstehen. Mit Freunden in der Kneipe. Und dann ist da jemand, dem man zu prostet und der reagiert mit pfiffigen Bemerkungen und man reagiert zurück, stellt fest, wir müssen uns mal näher unterhalten, man rückt zusammen, spricht über Gott und die Welt, endlich ein Mensch, von dem man verstanden wird. Man hat einen Freund gewonnen und am Ende des Abends verabschiedet man sich herzlich, umarmt sich mit Schulterklopfen der Andere meint: " Man, schön dich getroffen zu haben, wir müssen unbedingt etwas miteinander unternehmen. Klar man, darauf kannst du einen lassen. Ich ruf dich an!".... Und, ruft er?

Eine Freundschaft, die der Wein gemacht, wirkt wie der Wein nur eine Nacht.

Fiedrich von Logau


Und dann irgendwann trifft man einen Menschen, vielleicht auf einer Party, bei dem man am aller wenigsten damit rechnet, dass es einmal eine Freundschaft werden könnte. Und ganz nebenbei erwähnt man, dass man gar nicht auf dieser Party sein dürfte, weil zuhause ein Haufen Arbeit wartet; der Hauswirt fordert das die Wohnung renoviert wird! Es ist ein ganz kurzes Gespräch, dass man mit diesem Menschen hat und doch passiert es, dass er am nächsten Tag vor der Tür steht und ganz selbstverständlich fragt, was kann ich denn tun, ich habe mein Arbeitskittel dabei. Und das eigentümliche wiederum ist, man ist gar nicht überrascht, man drückt ihm den Pinsel in der Hand, ist erstaunt über seine Geschicklichkeit, frag nach seinem Beruf, und stellt fest, dass er einen kluger Mensch mit fundierten Meinungen ist. Nach der Arbeit trinkt man gemeinsam einen Kaffee, er räumt das Geschirr ab, alles wie selbstverständlich. Er stellt persönliche Fragen, er ist kritisch gegen sich selbst und wenn dann in einem Gespräch eine längere Pause eintritt, hat man nicht das Gefühl, dass man unbedingt was sagen muss. Er verlässt dich, ohne überzogene Emotion, hinterlässt seine Telefonnummer mit der Bemerkung: " Ruf mich unbedingt, wenn es brennt!"
Aus einer solchen unerwarteten Gelegenheit kann sich eine Freundschaft entwickeln, die ein ganzes Leben lang hält. Einem solchen Freund kann man ohne großes Risiko auch die Meinung sagen, solange man seine Persönlichkeit respektiert.

Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen.
Jean de La Bruyére

Diese Freundschaft übersteht Entfernungen und Zeiten; sie ist unzerstöbar. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, sie ist eine Seltenheit. Und wenn Du einmal auf eine solche Freundschaft triffst, pflege sie, wie eine seltene Blume.

Mittwoch, 24. November 2010

Liebe

Liebe ist Sonne,
. . wie mit der Hand im warmen Sand
Liebe ist Hoffnung,
stets vorwärts gehen
nie nach hinten sehen
Im Gras liegen
in die Sonne blinzeln
Liebe ist zärtlich wie ein sanfter Wind
der den Grashalm erzittern läßt
Liebe ist,
einer Ameise zusehen
Liebe ist Sehnsucht,
verbrennen vor Glück
Liebe ist, wenn zwei Augenpaare ineinander sehen
und sich schweigend verstehen
Liebe ist Vertrauen,
vergeben mit einem Blick
Liebe ist Zuversicht,
am Horizont das helle Licht
Liebe ist,
in einem fremden Land
die ausgestreckte Hand
Liebe macht blind
und Liebe macht stumm
Liebe ist Ohnmacht
und Aufopferung
Liebe zeugt Haß
doch Liebe hält jung
Liebe gibt Kraft
gibt Mut und Vertrauen
auf die Liebe
kannst Du immer bauen.


© Fritz Fröhlich

Montag, 22. November 2010

Ich liebe dich!


Den Sprachforscher aus einem anderen Universum würde es mit Sicherheit stutzig machen: Etwas so Wichtiges wie die Liebe ist auf dieser Erde mit wenigen Worten überzeugend auszudrücken: Ich liebe
dich! Drei Worte nur und doch unmissverständlich, wie es scheint. Hätten sie sich sonst so lange halten können? Subjekt, Prädikat, Objekt und alles ist ausgedrückt. Nur eine Spezies, die nicht viel Zeit hat,
bedient sich einer so kurzen Formulierung. Ein Abstecher in die Politik verdeutlicht schnell, dass hier eine Besonderheit vorliegt. In der Politik geht es um wichtige Dinge des Allgemeinwohls. Darüber hinaus sind politische Probleme in ihrer Struktur wesentlich einfacher als die Liebe. Und doch, wie viele Worte benötigt ein Politiker, um seine Mitbürger von einfachen Sachverhalten zu überzeugen?! Bei dem viel komplexeren Thema Liebe genügen dagegen drei Worte: Ich liebe dich! Langsam und ausdrucksvoll gesprochen, benötigt man für die drei Worte maximal 2,4 Sekunden. Länger ausgedehnt, können sie leicht lächerlich wirken. Schnell und hastig gesprochen, benötigt man nur 0,45 Sekunden. Liegt hier vielleicht
der Erfolg dieser knappen Formulierung? 0,45 Sekunden – eine ausreichende Zeitspanne, einer hastig vorübereilenden Angebeteten zuzurufen: „Ich liebe dich!“
Ich will allerdings nicht verheimlichen, dass man diesen Satz auch erweitern kann. Die Frage ist, ob er dabei an Ausdruckskraft gewinnt. Ich habe einmal ein wenig in der Literatur geblättert und fand bei Karl Ferdinand Gutzkow in seinem Roman „Ritter vom Geiste“ eine besonders
romantische Form der Erweiterung. Da heißt es: „Ich liebe dich himmlischer Weihegruß reiner Seelen Glockenakkord der Andacht und Harfenton der reinsten Anbetung.“ Donnerwetter, darauf muss man erst einmal kommen, aber das würde wohl heute niemanden mehr vom Hocker reißen. Ein schöner Beweis, dass zu viel des Guten schädlich ist! Da kann man schon eher
verstehen, wenn manch einem die schlichte Feststellung „Ich liebe dich!“ nicht reicht und er deshalb noch ein Wort hinzufügt: „Ich liebe dich sehr!“, selbst wenn das Wort „sehr“ völlig überflüssig ist. Aber es gibt auch Liebende, die große Schwierigkeiten haben, ihre Liebe überhaupt zu formulieren. Auch ihnen reicht es nicht, „Ich liebe dich!“ zu sagen, denn dieser Satz ist ihnen nicht ausdrucksstark genug. Sie dokumentieren das dann mit der Feststellung: „Ich liebe dich unaussprechlich!“,
was natürlich ein Widerspruch in sich ist. Sie lieben, können es nicht aussprechen und tun es doch.
Andere wiederum sind sich der Glaubwürdigkeit ihrer Liebe so sicher, dass sie meinen: „Ach, ich liebe dich doch mehr, als du mich!“ Vielleicht sind sie der Meinung, es sei irgendwie sportlich, den Anderen in der Intensität zu übertrumpfen. Bei Jean Paul im „Titan“ lese ich
die Aussage einer Frau (der Fürstin): „Ich liebe dich, aber anders und ewig!“ Eine solche Aussage kann nur eine Frau machen! Frauen lieben es, sich in einen mystischen Gefühlsnebel einzuhüllen. Es bleibt offen, wie sie liebt, eben nur anders, und sie hat einen
seltsamen Begriff von der Ewigkeit und nimmt es mit dieser nicht so genau. Eine weitere Variante: „Ich liebe dich mit Schmerzen!“ Hier handelt es sich wohl darum, dass eine Liebe nicht erwidert wird und der Liebende sich in Selbstmitleid ergeht. Er oder sie, die sich für wertvoll halten, geliebt zu werden, werden abgelehnt, nicht für gut genug, nicht als geeignet befunden. Das schmerzt! Tragisch sind auch Fälle, wo er oder sie den ersehnten Satz „Ich liebe dich!“ zu hören bekommen, aber immer noch nicht zufrieden sind, weil sie genau wissen wollen, was an ihnen geliebt wird und warum. Ist es der Körper, sind es die Augen, ist es der Blick, ist es die Stimme, ist es die Seele? Und wehe dem, der sich
auf eine solche Detailanalyse einlässt, denn keiner kann voraussehen, welches Liebesargument der Partner wirklich hören will und am Ende akzeptiert!
Bei einer Frau ist es beispielsweise nicht besonders sinnvoll, sich nur auf ihre Schönheit zu konzentrieren, denn sie weiß genau, dass diese nicht ewig besteht. Ihre Seele könnte eine gute Wahl sein, ganz besonders, weil niemand genau sagen kann, was das ist. Will man über
die Glaubhaftigkeit der Liebe etwas äußern, was zuverlässig ankommt, dann ist der Satz „Ich liebe dich wie mein Leben!“ recht überzeugend. Jeder weiß im tiefen Inneren, wie egoistisch man sich selbst liebt, und der Andere kann sich anschaulich ein Bild über die Intensität der Liebe seines Partners machen.
Zu guter Letzt lese ich bei Johann Karl Wezel in seinem Roman „Hermann und Ulrike“ den Satz: „Ich liebe dich, dass ich mich vor mir selber fürchte!“ Das ist mir auf jeden Fall zu viel des Guten. Vor dieser Art Liebe würde ich mich ebenfalls fürchten und, wie man so schön
sagt, ganz schnell die Kurve kratzen! Kehren wir zurück zu unserer Kurzfassung: „Ich liebe dich!“ Eine
grammatikalische Analyse des Satzes gibt uns auch keine Aufklärung darüber, warum dieser so wirkungsvoll ist. Die Satzstellung gibt uns zu verstehen, dass A B liebt. Soweit, so gut, aber was ist Liebe? Ich schlage im Lexikon nach. Bleiben Sie sitzen, ich erledige das für Sie! Bereits ein flüchtiger Blick ins Lexikon lässt mich erkennen, dass vor mir schon viele kluge Leute über dieses Thema nachgedacht haben, und zwar erfolgreich. Denen ist sogar aufgefallen, dass es außer der Liebe zu einer Person anderen Geschlechts auch noch viele andere Deutungen dieses Wortes gibt. Nun, darauf möchte ich mich hier nicht einlassen, ich werde bei der Liebe zum anderen Geschlecht bleiben. Auch möchte ich das Lexikon nicht direkt zitieren, sondern aus dem
Gedächtnis rekapitulieren. Warum ich dies tue?
Die Informationen des Lexikons sind mir zu umfangreich, ich muss das Wesentliche herausfiltern. Ich benutze dazu mein Gedächtnis. Das ist allerdings so schlecht, dass uns mit Sicherheit nur das Unwesentliche
erhalten bleibt. Also: Die Liebe ist eine starke Zuneigung, ein geschlechtsgebundenes, starkes Gefühl des Hingezogenseins. Da steht wirklich „geschlechtsgebunden“, aber nicht, welches Geschlecht an welches Geschlecht gebunden ist. Das spielt demnach keine Rolle. Also noch einmal: Die Liebe ist eine starke Zuneigung, ein geschlechtsgebundenes,
starkes Gefühl des Hingezogenseins. An dieser Definition fällt auf, dass sehr viel Gefühl im Spiel ist: Zuneigung, Hingezogensein alles unscharfe Worte, die die Stärke der Wirkung des Satzes „Ich liebe dich!“ auch nicht verständlicher machen. Sollte der besondere
Effekt darin liegen, dass er so selten gesagt wird?
Besonders intelligente Männer und Frauen oder solche, die dafür gehalten werden wollen, weigern sich, diesen Satz auszusprechen. (Vielleicht haben Sie das selbst schon erlebt.) Sie scheuen sich, in der althergebrachten Art und Weise „Ich liebe dich!“ zu sagen. Stattdessen
bemühen sie sich, in blumiger, poetischer, geistreicher Weise Komplimente zu machen, und müssen dabei feststellen, dass sie ihre Geliebte zwar gut unterhalten, aber nicht überzeugt haben. Hätten sie gesagt:
„Ich liebe dich!“, sie hätten sie überzeugt, wirklich!
Zurück zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung, den Worten „Ich liebe dich!“ Ich meine, jetzt steht alles ganz plastisch vor uns: Eine von zwei Personen hat einen wahnsinnigen „Bock“ auf eine andere Person.
Um das verständlich zu machen, sagt sie: „Ich liebe dich!“ „Halt!“, höre ich da jemanden protestieren, jemanden, der meint, dass man heute so nicht miteinander redet. Ist das wirklich so? Hören wir dazu
einmal einen Lifemitschnitt: „Also, Puppe, du bist einfach Zucker, du bist eine Superwucht! Wenn ich dich sehe, geht bei mir die Beleuchtung aus. Wenn du neben mir sitzt, kriege ich einfach den Fuß nicht mehr vom Gas. So, wie auf dich, bin ich noch auf keine abgefahren,
ehrlich!“ Dabei sieht er sie an, dass man wirklich glauben könnte, was er sagt. Aber hat er sie überzeugt?
Hören Sie selbst: „Hör mal, Kleiner, mich interessiert es einen Dreck, ob ich Zucker bin, ob ich eine Wucht bin, was mit deiner verdammten Beleuchtung passiert oder warum du den Fuß nicht vom Gas kriegst.“ Und dann kommen ihr die Tränen in die Augen, sie wird leiser und
sagt: „Ich will nur eines wissen: Liebst du mich? Wenn ja, dann sag es gefälligst!“ Nun muss er Farbe bekennen, und was sagt dieses Raubein?
Es sagt: „Ich liebe dich!“ „Ich liebe dich!“ – eine Zauberformel, ein Eid, ein Bekenntnis, ein Schwur? Ich weiß es nicht, aber was immer es ist, es ist wirkungsvoll und überzeugend, auch heute noch!