Donnerstag, 30. Dezember 2010

Prost Neujahr 2011

Normalerweise freut sich der Mensch über alles was neu ist, es sei denn, es kommt von der Bundesregierung. Natürlich macht es uns auch ein wenig Angst, aber auch neugierig. Es ist ein Anfang. Das Neue wird erprobt, muss sich bewähren, aber man weiß nicht, wie es sich auf die Dauer verhält. Das ist so richtig etwas für den Abenteuergeist in uns.
Freuen Sie sich auf das neue Jahr?
Eigentlich sehe ich gar keinen Grund. Es wäre schön, wenn wir einen Schlussstrich ziehen könnten und das alte Jahr wäre erledigt. Aber leider wird uns die Freude auf das Neue dadurch verdorben, dass wir die Lasten des alten Jahres mit in das neue Jahr hinein schleppen müssen. Spätestens dann wird uns klar, dass uns mit dem viel versprechenden neuen Jahr etwas vorgemacht wird.
1582 hat die Kirche, also Papst Gregor der 13. den gregorianischen Kalender ins Leben gerufen und seitdem läuft der neue Jahresrhythmus ab, immer das Gleiche. Wenn wir beispielsweise ein neues Haus kaufen oder ein neues Auto, dann wissen wir genau, was uns erwartet: Neue Strukturen.
Aber was ist neu am neuen Jahr? Es beginnt wie immer mit Januar und endet mit dem Dezember. Im Frühling sprießen die Bäume, im Sommer wird es normalerweise wam, im Herbst bekommen wir die berühmten Stürme und im Winter den kalten Hintern, und Schnee, das hätte ich fast vergessen. Der neue Gregorianische Kalender legt seit nunmehr 400 Jahren die Dauer des mittleren Kalenderjahres auf 365,2425 Tage fest. Darauf können wir uns verlassen, also auch nichts Neues. Das beginnende Kalenderjahr bietet wenig überraschendes, wenn man bedenkt, dass alles ja schon festgelegt ist; die Politiker drohen uns seit Monaten damit, dass wir uns warm anziehen sollen. Hoffnungsvolles haben wir von ihnen nicht zu erwarten, da kommt keine großen Freude auf. Die Wissenschaft bietet uns auch nichts Tröstliches, sie droht uns mit Umweltkatastrophen, Hitze und Kälte, mit Stürmen und Überschwemmungen. Sicher ist aber, wir kennen jetzt schon die einzelnen Sonntage, wir wissen wie lang die Monate sind, wir wissen, wann wir Geburtstag haben, kennen die Daten aller Feiertage, Ja, viele haben schon Voraus geplant und wissen wann sie ihren Urlaub machen. Darauf können wir uns wenigstens verlassen.
Da ist also nichts Überraschendes, bis auf eine Kleinigkeit, wir haben nicht die geringste Ahnung, welche unerwarteten Inhalte das neue Jahr für uns bereithält. Dennoch finden wir, dass es auf jeden Fall ein Anlass zum Feiern am Silvesterabend ist. Wobei ich nicht genau weiß, freuen wir uns auf das neue Jahr, oder feiern wir die Tatsache, dass wir das alte Jahr los sind? Das wäre eigentlich verständlicher, denn da wissen wir genau, was wir los sind, wenn wir es wirklich los sind (siehe oben), während wir keine Ahnung haben, was im neuen Jahr auf uns zukommt. Da ist alles offen, es kann alles geschehen, schöne Erlebnisse, erfreulich Dinge aber auch unerwartete Katastrophen. Wir ahnen sie vielleicht und deswegen vertreiben wir unsere Angst mit Feuerwerk, Böllern und Alkohol Konsum und beginnen dann das neue Jahr mit Kopfschmerzen und Kater.
Na dann, Prost Neujahr.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Frieden auf Erden

Die Glocken läuten, der Christbaum erstrahlt im hellen Licht, Weihnachten. "Herr schenk uns Frieden", so bittet der Pastor auf der Kanzel. Ist der Mensch denn überhaupt friedensfähig ? Der Zustand, daß niemand niemandem etwas neidet, niemand von niemandem etwas begehrt.
Ist er bei der Urveranlagung des Menschen überhaupt
denkbar? Ist nicht für den Menschen die Annäherung an den Frieden gleichzusetzen mit der Annäherung an den Tod? Ist der Friede der Tod selbst?
Die sakrale, feierliche Stimmung eines Gottesdienstes hat für mich vieles von einer Beerdigung. Der Friede, der hier gesucht wird scheint mir ein emotionsloser, bewegungsloser Zustand der Erstarrung zu sein.
Eine Frage:
Soll der Mensch ohne Freude leben.
Freude braucht Bewegung um sich auszudrücken; Bewegung des Geistes und des Körpers. Am Rande der Freude aber lebt der Übermut, das spitze Wort, das böse Wort. Freude bewegt Misgunst, Misgunst stiftet Unfrieden.
Soll der Mensch ohne Freude leben?
Wir alle sprechen vom Frieden auf Erden.
Wir alle wollen den Frieden auf Erden.
Wohlbemerkt, auf Erden; nicht unterer der Erde.
Von welcher Art ist denn nun unser Friede?
Wollen wir Frieden, weil man uns in Ruhe lassen soll. Niemand soll unsere Kreise stören.
Niemand soll etwas von uns begehren, verlangen, uns angreifen weil wir nicht geben, abgeben wollen?
Heist Friede, daß diejenigen, denen es schlechter geht als uns auch friedlich bleiben sollen oder
gar müssen, nicht begehrlich blicken auf uns oder
verlangend fordern?
Ist unsere Forderung nach Frieden nichts weiter als
der Wunsch, Ungleichheit und Ungerechtigkeit unter das Motto "Gottes Wille" zu stellen?
Nein, nein und nocheinmal nein höre ich.
Das alles haben wir nicht gemeint.
Das alles haben wir nicht gewollt.
Der Friede, den wir meinen ist etwas Gutes.
Die Menschen sollen versuchen einander zu verstehen, einander helfen, sich tolerieren. Wie soll das gehen? Es gibt nun einmal soviele unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Glaubensrichtungen.
Alle sind
stolz auf IHRE Kultur
stolz auf IHRE Sprache
stolz auf IHRE Religion.
Sie wollen sich da nicht reinreden lassen.
Heist Friede am Ende wirklich nur in Ruhe lassen?
"Herr schenk uns Frieden", so bittet der Pastor auf der Kanzel.
Ist der Mensch denn überhaupt friedensfähig?

Dienstag, 14. Dezember 2010

Freundschaft


Gibt es etwas Beglückenderes, als einen Menschen zu kennen mit dem man sprechen kann wie mit sich selbst?
Könnte man höchstes Glück und tiefstes Unglück ertragen, hätte man niemanden, der daran teilnimmt? Freundschaft ist vor allem Anteilnahme und Mitgefühl!

Marcus Tullius Cicero


Freundschaft


Schon in jungen Jahren sehnen wir uns nach einer Freundschaft. Wir haben ein intuitives Gefühl dafür, wer der Richtige sein könnte. Wir lassen dann keine Gelegenheit aus, uns ihm zu nähern. Wir laden ihn zum Geburtstag ein, schlagen ihm gemeinsame Spiele vor, und ganz plötzlich sind zwei junge Menschen unzertrennlich. Und wenn das Schicksal sie nicht trennt, durch Umzug oder Ähnliches, wachsen sie immer intensiver zusammen. Man erzählt sich alle Details, ganz besonders wenn man dann in die Jahre der Pubertät kommt, man hat nicht die geringste Scham voreinander. Man informiert sich über den Fortschritt ohne irgendwelche Hintergedanken, indem man die gerade heranwachsenden feinen kleinen Schamhaare präsentiert. Jedoch ist man immer noch kindlich genug und lässt sich auf einen kleinen Wettstreit ein, bei dem man unbedingt wissen will, wer am weitesten pinkeln kann. Aber wenn dann die Zeit des Berufslebens kommt, kann es schon passieren, dass die Freunde auseinandergerissen werden. Dennoch, es ändert sich gar nichts daran, wenn sich die Gelegenheit ergibt, das man wieder miteinander zusammen sein kann, ist alles wie am ersten Tag
Eine sehr kritische Probe für die Freundschaft, ist die Liebe. Da gibt es die verschiedensten Gründe, die Freundin ist eifersüchtig auf die intensive Freundschaft, gerade dann, wenn der Freund ihr nicht gefällt. Der wird es dann zu spüren bekommen, sie zeigt ihm die kalte Schulter und versucht ihrerseits ihren Freund zu beeinflussen, die Freundschaft aufzugeben. Sie erinnert sich genau, dass sie mit ihrer Freundin alle Intimitäten austauscht und fürchtet daher, dass dieser Freund wiederum mit ihrem Freund spricht über sie und ihren Freund in irgendeiner Form gegen sie beeinflusst oder sie schlecht macht. Das sind kritische Zeiten für eine Freundschaft. Aber es geht natürlich auch andersrum, der sonst so loyale Freund entwickelt plötzlich die Maxime: Freund hin, Freund her, aber wenn es um die Liebe geht, gibt es keine Rücksichten. Trotzdem versuchen gute Freunde Klarheit zu schaffen: " Damit das ein für alle Mal klar ist zwischen uns, meine Freundin ist für dich tabu".
Und am Ende beweist eine gute Freundschaft, dass sie unzerstörbar ist.
Wenn man durch irgendwelche Schicksalsschläge seinen Jugendfreund verloren hat, ist es als Erwachsener gar nicht so leicht eine neue Freundschaft aufzubauen. Mit der Zeit haben wir alle ein paar eigenwillige Eigenschaften entwickelt, die eine Anpassungs Fähigkeit erschweren. Aber wenn wir in der Lage sind, hier und da zurück zu stecken, ist es gut möglich, auch als Erwachsener eine neue Freundschaft zu erleben.
Mit der Freundschaft ist es oft wie in der Liebe. Es gibt Liebesverhältnisse, die mit der Intensität eines Vulkanausbruchs beginnen. Da Treffen zweier aufeinander, die mit hemmungsloser Energie ineinander verschmelzen. Das geht vielleicht 2, 3 Tage so und dann entdeckt er oder sie, dass der Partner verschwunden ist; und das Interessante ist die Erkenntnis, man ist gar nicht enttäuscht, man fragt sich plötzlich, was haben wir mir nur die ganze Zeit gemacht, worüber haben wir eigentlich geredet?
Mein Gott, man stellt fest, außer dem Vornamen weiß man gar nichts voneinander. Wenn man dann irgendwann diese Person wieder trifft, ist man überhaupt nicht interessiert, den Kontakt noch einmal aufzunehmen. Im Gegenteil fragt man sich: Um Gottes willen, mit dem habe ich einmal geschlafen?

Verglichen damit gibt es Freundschaften, bei denen zwei aufeinandertreffen, die sich fantastisch verstehen. Mit Freunden in der Kneipe. Und dann ist da jemand, dem man zu prostet und der reagiert mit pfiffigen Bemerkungen und man reagiert zurück, stellt fest, wir müssen uns mal näher unterhalten, man rückt zusammen, spricht über Gott und die Welt, endlich ein Mensch, von dem man verstanden wird. Man hat einen Freund gewonnen und am Ende des Abends verabschiedet man sich herzlich, umarmt sich mit Schulterklopfen der Andere meint: " Man, schön dich getroffen zu haben, wir müssen unbedingt etwas miteinander unternehmen. Klar man, darauf kannst du einen lassen. Ich ruf dich an!".... Und, ruft er?

Eine Freundschaft, die der Wein gemacht, wirkt wie der Wein nur eine Nacht.

Fiedrich von Logau


Und dann irgendwann trifft man einen Menschen, vielleicht auf einer Party, bei dem man am aller wenigsten damit rechnet, dass es einmal eine Freundschaft werden könnte. Und ganz nebenbei erwähnt man, dass man gar nicht auf dieser Party sein dürfte, weil zuhause ein Haufen Arbeit wartet; der Hauswirt fordert das die Wohnung renoviert wird! Es ist ein ganz kurzes Gespräch, dass man mit diesem Menschen hat und doch passiert es, dass er am nächsten Tag vor der Tür steht und ganz selbstverständlich fragt, was kann ich denn tun, ich habe mein Arbeitskittel dabei. Und das eigentümliche wiederum ist, man ist gar nicht überrascht, man drückt ihm den Pinsel in der Hand, ist erstaunt über seine Geschicklichkeit, frag nach seinem Beruf, und stellt fest, dass er einen kluger Mensch mit fundierten Meinungen ist. Nach der Arbeit trinkt man gemeinsam einen Kaffee, er räumt das Geschirr ab, alles wie selbstverständlich. Er stellt persönliche Fragen, er ist kritisch gegen sich selbst und wenn dann in einem Gespräch eine längere Pause eintritt, hat man nicht das Gefühl, dass man unbedingt was sagen muss. Er verlässt dich, ohne überzogene Emotion, hinterlässt seine Telefonnummer mit der Bemerkung: " Ruf mich unbedingt, wenn es brennt!"
Aus einer solchen unerwarteten Gelegenheit kann sich eine Freundschaft entwickeln, die ein ganzes Leben lang hält. Einem solchen Freund kann man ohne großes Risiko auch die Meinung sagen, solange man seine Persönlichkeit respektiert.

Man kommt in der Freundschaft nicht weit, wenn man nicht bereit ist, kleine Fehler zu verzeihen.
Jean de La Bruyére

Diese Freundschaft übersteht Entfernungen und Zeiten; sie ist unzerstöbar. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, sie ist eine Seltenheit. Und wenn Du einmal auf eine solche Freundschaft triffst, pflege sie, wie eine seltene Blume.