Samstag, 13. Dezember 2008

Langeweile

Das sagt man so dahin: Ich hab jetzt Langeweile. Was ist es denn eigentlich, wieso fühlen wir uns nicht wohl? Sollte doch ein schöner Zustand sein. Man hat nichts zu tun, man kann sich ausruhen, man muss an nichts denken, man muss sich über nichts Sorgen machen?
Hoppla, das ist nun nicht selbstverständlich, denn gerade wenn wir Langeweile haben, fangen wir an über Gott und die Welt nachzudenken und da stoßen wir fast automatisch, weil wir eigentlich unbewusst, zielstrebig danach suchen, auf die im Augenblick anstehenden und auch die kommenden Probleme. Sie türmen sich in der Situation der Langeweile, wie von geisterhaft geschaffen, zu riesigen Gebirgen auf. Sie sind liebevoll hausgemacht, haben aber längst nicht die Qualität von hausgemachter Leberwurst.
Da komme ich tatsächlich ins philosophieren; wie ist das denn möglich? Und schon wird mir klar, dass Probleme sehr häufig auch das Produkt der Langeweile sind. Wir haben reichlich Zeit und da machen wir uns eben Probleme. Wobei die Betonung auf machen liegt, wir tun also etwas, wir sind produktiv, schaffen etwas Neues; ein Problem, das vorher noch nicht da war.
Wir haben nichts um die Hände, wie man so schön sagt. Wir haben nichts physisches oder geistiges, dass unsere Aufmerksamkeit verlangt und uns ablenkt. Da muss kein Nagel ins Brett geschlagen, kein Bild an die Wand gehängt werden. Da muss auch kein Brief geschrieben werden. Es muss auch nicht telefoniert werden. Wir haben auch keine Lust zum Fernsehen. Die Zeitung langweilt uns. Und das Buch, das wir gerade lesen, ist auch nicht besonders interessant. Es ist also nichts da, dass unser Hirn beschäftigt und fordert. Jetzt arbeitet es mit Vollgas im Leerlauf. Das kann sehr schnell zu Überhitzung führen. Und darum greifen wir zur Notbremse, wir machen uns Sorgen und verhindern so einen Kolbenfresser. Es ist besser wir machen uns Sorgen, als das wir zu intensiv an gar nichts denken.
Ja, soll das denn heißen, dass wir armen Schweinchen ständig was um die Ohren haben müssen, sonst kommen wir auf dumme Gedanken?
Aber wir können eben nicht einfach so dasitzen, an nichts denken und nichts tun!
Oh man, da fällt mir gerade ein, dass es ja Menschen gibt die das mit Erfolg tun und dabei mit sich und der Welt im Einklang sind. Das nennt man ja wohl meditieren, die große Kunst der Langeweile, die hohe Schule der Langeweile. Nun frage ich mich natürlich wo liegt denn eigentlich der Vorteil des Meditierens? Was habe ich noch vom Leben, wenn ich keine Beschäftigung habe, keine Arbeit und keine Probleme, bin ich dann überhaupt noch bewusst in dieser Welt?
Na ja, meditieren ist auf jeden Fall umweltfreundlich, der Energieverbrauch wird herabgesetzt und die Ressourcen werden geschont. Es ist wohl so etwas wie ein Erholungsurlaub vom Leben?
Jetzt wird es schwierig für mich, ist das wirklich erstrebenswert. Die Zeit unseres Erdendaseins, in der wir bewusst am Leben teilnehmen, ist ja sowieso schon gekürzt durch die nächtliche Ruhezeit. Wenn ich dann noch den ganzen Tag über meditiere, lebe ich dann überhaupt noch? Wäre das nicht so etwas wie ein lebend, bei vollem Bewusstsein vorauserlebter Tod? Da kann ich mir doch gleichen einen Strick nehmen!
Nein, dann langweile ich mich lieber, keine Sorgen mehr haben, keine Probleme mehr haben? Nein, die Sorge möchte ich nicht haben. Wo bleibt denn da der Spaß am Leben?

Samstag, 8. November 2008

Fluch oder Segen der E-Mail!

Noch vor wenigen Jahren schien es, als ob das Schreiben von E-Mails nur etwas für Technikfreaks und Privilegierte sei. Und heute? Alles Schnee von gestern. Heute ist es eine Normalität und für jeden zugänglich. Eine fantastische Möglichkeit der schnellen Nachrichtenübermittlung von A. Nach B. und da ist die Frage wohl erlaubt: Haben wir wirklich etwas gewonnen? Wohl nicht ganz so wie wir es uns erträumt haben. Unzweifelhaft gibt es viele Fälle, in denen eine E-Mail von großem Vorteil ist. Sie ist schnell und zuverlässig und übermittelt eine Nachricht schwarz auf weiß.
Aber die Sache hat auch einen Haken! Es ist alles viel zu einfach, viel zu leicht. Obwohl es uns noch nie so leicht gemacht worden ist, auf eine Nachricht zu antworten; wir Klicken auf der empfangenen E-Mail auf "Antworten", können ein, zwei Sätze schreiben, abschicken, fertig;
Denkste, möchte man sagen. Dabei ist alles ganz einfach, man benötigt kein Briefpapier, keinen Briefumschlag, keine Briefmarke, muss nicht zum Briefkasten oder zum Postamt. Wir setzen uns an den Computer, Schreiben die Nachricht, holen die Adresse aus dem Speicher, absenden, fertig.
Da es so einfach ist, schreiben wir häufiger und unsere Freunde und Bekannten bekommen weitaus häufiger Post, als sie das früher von uns gewohnt waren. Das Problem ist aber, früher bekamen sie einmal zu Weihnachten eine Postkarte, oder einen Brief. Diese Post wurde dann in einem Kraftakt einmal im Jahr beantwortet und man hatte Ruhe. Die Rolle des Beantworters war häufig sogar noch an die Ehefrau delegiert, weil der Ehemann ein Kommunikationsmuffel war.
Dann kam das Zeitalter der Computer, statistisch doch wohl eine Domäne der Männer, also fiel ihnen als eine Zugabe auch das Schreiben von E-Mails zu. Jetzt beginnt die Sache schwierig zu werden, da sie gar nicht so gerne schreiben, ignorieren sie die eine oder andere E-Mail und lassen sie unbeantwortet, die Sache beginnt lästig zu werden. Also schaut man nicht mehr so häufig in die E-Mails, löscht die aufgelaufenen Nachrichten und wartet auf den nächsten Ansturm.
Von der nicht angeforderten Werbung und ähnlichem will ich an dieser Stelle gar nicht reden.
Es ist also häufig so, dass unser Bedürfnis, etwas mitzuteilen, ins Leere läuft. Nicht unbedingt aus Boshaftigkeit bleibt unsere Nachricht unbeantwortet, sondern wohl mehr weil man sich dann doch ein wenig belästigt und überfordert fühlt. Heutzutage kann es schon mal vorkommen, dass man das Bedürfnis verspürt, einen bestimmten Spruch, einen Witz, ein paar interessante Bilder oder einen Zeitungsausschnitt seinen Freunden und Bekannten zukommen zu lassen. Dann schickt man ein Rundschreiben an 20 Personen. Und wenn wir dann auf eine Reaktion warten, werden wir meistens enttäuscht.
Wer macht sich heute noch bewusst, dass es früher ganz unmöglich war. Solche Rundbriefe hätten einen enormen Aufwand bedeutet. Man hätte 20 Kopien besorgen müssen, 20 Briefumschläge, 20 Briefmarken und 20 Adressen schreiben müssen. Ohne Not hätte das niemand getan. Da es aber so einfach ist solch einen Vorgang mit einer E-Mail zu starten, packt uns der Übermut und wir überfluten unsere Briefpartner mit Nachrichten, Notizen und Bildern, die für uns bemerkenswert und mitteilenswert sind. Das trifft aber leider nicht immer auf Gegenliebe und wir dürfen uns nicht wundern, wenn der Adressat nicht reagiert.
Wundern und auch ärgern dürfen wir uns aber, wenn wir eine ganz persönliche, individuelle Nachricht geschickt haben und darauf keine Antwort bekommen. Diese Art der Unhöflichkeit weitet sich aus wie eine Epidemie. Ja ist sie schon zur Selbstverständlichkeit geworden nach dem Motto, wenn du mir schreibst, tust du das auf eigenes Risiko. Und diese Einstellung finden wir noch häufiger, wenn wir Firmen, Behörden, Institutionen anschreiben und damit rechnen müssen, dass wir grundsätzlich nur eine Antwort bekommen, wenn dem Adressaten unseres Schreibens aus dem Kontakt mit uns ein Vorteil erwächst. Höflichkeit ist reiner Zufall. Geschäft ist Geschäft.
Und auf diese Art und Weise sind die so leicht Erreichbaren unerreichbar geworden.
Fluch oder Segen der E-Mail? Diese Frage muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten.

Freitag, 24. Oktober 2008

Erfahrung

Die Wahlkampfdiskussionen der beiden Präsidentschaftskandidaten in Amerika haben mich darauf gebracht, mir Gedanken über den Stellenwert von "Erfahrung" zu machen. Senator McCain hat dieses Wort, den Begriff und seinen Wert in den Diskussionen immer für sich in Anspruch genommen, und das hat mich veranlasst einmal einiges nachzuschlagen über den Begriff Erfahrung, die Versuche einer Definition auch aus den verschiedensten Blickwinkeln der Wissenschaft. Und dabei wurde mir sofort klar, diese Art von Erfahrung wird McCain nicht meinen. Sie ist einfach viel zu abstrakt.
Kein Mensch, der in einem normalen Gespräch das Wort "Erfahrung" in den Mund nimmt, denkt an die Interpretationsbreite, vielmehr verwenden wir das Wort meistens nur als die Summe der Erkenntnisse unseres Lebens aus den Erfolgen und Misserfolgen unserer Handlungen. Und vorrangig geht es doch wohl darum sich im normalen Alltag des Berufsumfeldes in einem vertrauten Medium mit einer gewissen Routine zu bewegen. Dabei ist immer noch zu entscheiden, ob nur der als erfahren gelten kann, der mit einem "+" vor seiner Erfahrungssumme bestehen kann, oder auch genauso gut derjenige, der mit einem "-" aus dem Rennen hervorgeht.
Mir ist die Anwendung dieses Wortes ganz besonders in der amerikanischen Präsidentschafts- Kandidatendebatte suspekt. Was mir dabei grosse Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung positiv auf die Art der Erfahrungen Senator McCains anspricht (ich empfinde das als eine gewisse Bereitschaft der Amerikaner zur Aggression).
Er rühmt sich ein erfahrener Krieger zu sein, der mit Krisensituationen umgehen kann. Krieg wird aber selten mit den Waffen der Diplomatie geführt. Krieg ist der Einsatz des letzten Mittels, des Tötens und Zerstörens, der brutalen Gewalt. Und wenn man den Gegner dann noch mit List und Tücke überrumpelt, dann nennt man das Taktik und Senator McCain rühmt sich im Besitz dieser Art von Taktik zu sein. Wobei ich nicht einsehen will, was Erfahrungen aus Kampfsituationen, ganz besonders zurzeit einer weltweiten Finanzkrise, bringen sollen.
An dieser Stelle frage ich mich, was ich eigentlich vom Präsidenten eines Landes erwarte. Ich bin mir sehr wohl im klaren darüber, dass meine Erwartungen wirklichkeitsfremd erscheinen, wenn man in Betracht zieht, welche Persönlichkeiten wir heute tatsächlich in den Führungsetagen vorfinden. Ich meine aber man sollte die Anforderungen so hoch wie möglich stellen.
Logisch, ein bisschen Intelligenz soll er schon mitbringen, eine breite Palette Allgemeinwissen. Was ich aber für ganz besonders wichtig halte, ist Menschenkenntnis und die kluge psychologische Umsetzung seiner Menschenkenntnisse. Er kann unmöglich alles wissen was zur Führung eines Staates in seiner Komplexität nötig ist und braucht also Berater die klug und kenntnisreich loyal zu ihm stehen. Da ist ganz besonders seine Menschenkenntnis gefragt, die Speichellecker erkennen, die Postenjäger, die meinungslosen, unkritischen Jasager, die Lobbyisten.
Es ist nicht einfach in der heutigen Zeit in der oberen Postenliga Idealisten mit Rückgrat zu finden, die kenntnisreich zu ihrer Meinung stehen.
Der Präsident eines Landes, oder die Präsidentin, sollten zuhören können und in der Lage sein aus dem ihnen vermittelten Wissen und den Kenntnissen Anderer eine abgewogene Schlussfolgerung zu ziehen. Wer zuzuhören versteht, nicht mit zu vielen Erfahrungen vorbelastet ist, dem fällt es leichter neue Erkenntnisse zu akzeptieren, als jemandem der seine Erfahrungen, auf welchem Gebiet sie auch immer gewesen sein mögen, allem voran setzt, und sich weigert neue Erkenntnisse seinen Erfahrungen gegenüberzustellen und mit einzubeziehen. Wann immer es einem Land gelingt, einen so gearteten Führer an der Spitze zu haben, kann es sich glücklich schätzen und dann wünsche ich ihm nur noch eins; dass er ausgerüstet mit diesen Fähigkeiten allen Versuchungen widersteht und sich am Ende nicht durch die ihm gegebene Macht korrumpieren lässt.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Rentnerfreuden

Es ist Herbst, die Zugvögel fliegen in den Süden in wärmere Gefilde, die Natur beginnt sich zur Ruhe zu legen, nicht so die Rentner, sie werden mit günstigen Sonderangeboten in die Ferne gelockt und folgen den Zugvögeln, weg vom drohenden Winter. Manche brechen sogar auf und ziehen auf die andere Seite des Globus in den dort anbrechenden neuen Frühling. Und wenn dann das neue Jahr auf unserem Kontinent anbricht, dann kehren sie zurück in einen erwachenden Frühling. Aber so viele Frühlinge verkraftet ein alter Mensch nicht so einfach, er wird Frühjahrs-müde.
Wenn es nun so ist, dass wir sowieso sterben müssen und dass wir überhaupt keinen Einfluss darauf haben, wann das sein wird, dann lasst uns doch in der Zwischenzeit den Rest unserer Tage genießen.
Ja und dann genießen wir. Unsere Vorfahren hatten noch ein starkes Verantwortungsgefühl und waren bestrebt, den nach ihnen kommenden Generationen etwas zu hinterlassen. Wir sind da weitaus egoistischer. Wir sagen uns: Sie sind gesund und kräftig, die können unter den gegebenen Umständen durchaus für sich selber sorgen. Sie geben uns ständig zu verstehen dass sie groß sind, dass sie Verstand haben, dass sie alle Probleme selber lösen können, dass sie unsere schlauen Ratschläge nicht benötigen. Das macht uns trotzig und wir meinen dann, nun denn, sollen sie sehen wie sie ihr Leben meistern.
Die enge Bindung zwischen Eltern und Kindern bricht mit zunehmendem Alter immer weiter auf. Die Eltern fühlen sich nicht mehr verantwortlich für die Kinder, aber die Kinder fühlen sich auch nicht verantwortlich für die Eltern. Die Eltern haben nicht mehr automatisch einen Rückhalt bei den Kindern; sie wissen genau, wenn sie hilflos werden müssen sie auf die Hilfe des Staates und die eigenen Möglichkeiten zurückgreifen und das bringt sie eben zu der Einstellung, dass, was sie an Mitteln haben dafür einzusetzen, so viel vom Alter wie nur irgend möglich auszuschöpfen.
Und so reisen sie in Länder, die für unsere Vorfahren oft nur mystische Traumländer waren. Sie reisen in die Türkei, sie reisen nach Italien, sie reisen nach Griechenland nach Ägypten nach Amerika nach China und Japan. Sie haben am Ende ihres Lebens oft mehr gesehen, als je eine Generation vor uns.
Aber was haben Sie eigentlich gesehen? Sie haben doch nur einen kleinen Ausflug auf unserem Planeten machen können. Zugegeben es lohnt sich schon, es gibt wirklich viel zu sehen und zu bewundern, aber was bringt uns das? Was machen wir denn in den fremden Ländern? Wir lassen uns herausragende Denkmäler, Kirchen, Museen zeigen. Wir amüsieren, bewundern, begeistern uns über die Art, wie sich die Einheimischen ernähren, nehmen davon vieles mit nach Haus. Wir sehen ihr Leben, ihrer Armut, ihre Leiden vor uns ablaufen wie ein Theaterstück. Wir haben kein schlechtes Gewissen. Wir haben ja Eintritt bezahlt. Irgendwer profitiert davon. Wir sind die berühmten Touristenschwärme, die man melkt, ausquetscht und mit leeren Taschen nachhause schickt aber selten versteht.
Woran liegt das? Weil wir sehen und nicht begreifen und verstehen. Wir haben ja gar keine Zeit, uns in das Leben der fremden Länder hinein zu denken, in die wir reisen. Gebäude, die Städte, die historischen Stätten, sie alle wurden gebaut von den Bewohnern, Menschen dieser Länder. Nur ganz selten verstehen wir ihre Sprache, können uns mit ihnen nicht unterhalten, also werden wir sie auch nicht verstehen. Und doch kommen wir nachhause mit dem Gefühl etwas Großes erlebt zu haben, berichten unseren Freunden was wir gesehen haben. Sie beneiden uns, uns die Weltenbummler.
Dabei sind wir doch nur arme Sammler. Was uns von unseren Weltreisen bleibt ist eine Unmenge von Diapositiven, die bei denen heute uns zugänglichen Bildern aus aller Welt keiner mehr sehen will. Für die Zuschauer ist es langweilig, denn sie bekommen das Parlament, das Haus des Ministers, den Vatikan, den Eiffelturm und und und und zu sehen. Damit können sie nichts anfangen.
Warum tun wir uns das an? Es ist die Rastlosigkeit, die uns treibt, der ständige Termindruck unter dem wir stehen, hinter dem oft unausgesprochen die bange Frage steht, wer weiß, wie lange wir das noch können. Es ist die Angst vor der Langeweile. Zuhause sitzen, die Wände anstarren und draußen pulsiert das Leben, lockt verführerisch. Wir haben Angst etwas zu versäumen. Es ist die ständige Neugier auf etwas, das wir verstehen wollen aber selten begreifen können, darum machen wir eben ein Foto, schon als Beweis das wir waren da. Aber das Foto reicht nicht, es ist nur Beweis, wenn wir sehen, dass vor jedem Gebäude die liebe Gerda sitzt, steht, lacht oder einem armen Bettler eine Münze spendiert. Auf die Art und Weise wird auch noch Wohltätigkeit dokumentiert.
Auch das reicht uns aber nicht immer, wir sammeln fleißig weitere Beweisstücke; eine Vase mit dem Abbild des Papstes, ein geschnitzter Elefant von der Elfenbeinküste, einen Poncho aus Südamerika und was dergleichen überflüssiges dann später alles in den Regalen verstaubt. Aber diese Beweisstücke sind ja lediglich auch nur im Zusammenhang mit den entsprechenden Fotografien beweiskräftig. Vieles davon kann man heute schon auf allen Flohmärkten kaufen.
Das bringt mich schließlich zu der Frage: Warum nicht gleich auf den Flohmarkt gehen? Gleich ein paar Bücher aus fremden Ländern mitbringen, zuhause bleiben, den Poncho überwerfen und es sich hinterm warmen Ofen gemütlich machen, wenn es draußen schneit.
Wie wäre das, und im nächsten Jahr gut informiert in den Urlaub fahren?

Freitag, 17. Oktober 2008

Wachstum

Wachstum


Was uns im Augenblick zugemutet wird, ist tatsächlich starker Tobak. Wir saßen nichts ahnend in unseren Lehnstühlen, tranken einen Kaffee und aßen dazu ein Stückchen Kuchen, da wurden wir aufgeschreckt mit Vokabeln wie: Bankenkrise, Weltwirtschaftskrise und Bankenkollaps.
Da habe ich nun jahrelang meine paar Kröten zur Bank getragen um mich damit für das Alter abzusichern, wohl bemerkt zu einer Bank, bei der die Frage nach der Sicherheit eine Beleidigung wäre, und nun muss ich mich plötzlich fragen, ist mein Geld auch noch sicher? Gut, die Kanzlerin beruhigt mich, sie will dafür geradestehen. Und doch, wenn die kritisch Denkenden, die ewigen Bedenkenträger (von denen wir in Deutschland reichlich haben) dann nachfragen, muss wieder relativiert werden und man spricht vom eventuellen Fall des größten Gaus, dann allerdings!?
Ich bleibe cool, lasse mein Geld wo es ist, will vernünftig sein, die Panik nicht anheizen. Und doch, obwohl die Politiker Unterstützung, Bürgschaftskredite anbieten, die Börsianer haben kein Vertrauen und ich werde den stillen Verdacht nicht los, dass sie auch jetzt noch mit fallenden Kursen zocken.
Aber wer will das schon beweisen. Vor einigen Tagen kam es zu konkreten Beschlüssen der Europäischen Politiker, worauf sich die Börse ein wenig beruhigt, es geht vorsichtig aufwärts, ein Hoffnungsschimmer am Horizont und in diesem Augenblick kommt, wie der Deus ex Machina, ein weiser alter Mann mit sorgenvollem Gesicht und erklärt, es ist aus mit dem Wachstum. Es ist aus, keine Hoffnung, wir haben keine Chance aus dem Schlamassel herauszukommen; kein Wachstum.
Und da werde ich als kleiner Bürger zum ersten Mal böse. Wer zum Teufel hat diesen Blödsinn aufgebracht, dass wir permanent Wachstum haben müssen. Ist ständiges Wachstum nicht am Ende ein Schneeballsystem? Ist es nicht eine Bankrotterklärung, wenn wir voraussetzen, dass wir ohne Wachstum nicht existieren können? Hatte noch nie jemand was davon gehört, das Wachstum auch an seine Grenzen stoßen kann? Ist denn noch niemand auf die Idee gekommen, dass gerade diese Ideologie des ständigen Wachstums uns in die Katastrophe geführt hat, die wir im Augenblick erleben, dass letzten Endes sie auch ein Ergebnis des zwanghaften Strebens nach Wachstum ist?
Nicht nur die großen Manager, sondern auch der so genannte "kleine Mann" strebt nach schnellem Gewinn. Und daran sind die Beschlüsse der Bundesregierung auch nicht unschuldig; anstatt eine verlässliche, ausreichende staatliche Rente zu fördern, stellt man dem Einzelnen anheim, sein Alter durch eigene Initiativen abzusichern. Wen wundert es, wenn dann einige versuchen, nach den großen Vorbildern, das schnelle Geld zu machen, und dabei auch vom Virus Gier befallen werden oder von skrupellosen Geschäftemachern über den Tisch gezogen werden. Wenn es dann an der Börse schief geht stehen sie im Alter mit leeren Taschen da und fallen doch wieder dem Staat zur Last.
Sich nicht bescheiden können, sich nicht einrichten auf einen gewissen Standard, das ist unser Problem. Oder wenigstens ein so geringes Wachstum anstreben, dass es noch realistisch bleibt?
Natürlich ist darüber schon längst nachgedacht worden. Das fing damals mit dem Club of Rome an. Aber dessen Ergebnisse wurden dann von anderen Wissenschaftlern wieder infrage gestellt und darum haben die Regierungen es nicht für nötig gehalten die Fragestellungen und Ideen des Club of Rome bei ihren Entscheidungen mit einzubeziehen. Die Politik des Tages war die jeweilige Lösung des täglichen Problems. Die Zukunft, mein Gott ja die Zukunft, das müssen dann andere lösen.

Zum Abschluss möchte ich ein Zitat des Club of Rome anfügen.

Zitat Club of Rome:
Im Internet unter:http://www.nachhaltigkeit.info/artikel bericht_des_club_of_rome_1972_537.htm

(...) Die Hauptverantwortung liegt dabei bei den industriell entwickelten Nationen, nicht weil diese ein besseres Verständnis für die Erfordernisse eines wahrhaft humanen Lebens haben, sondern
weil sie das Wachstumssyndrom erzeugt haben
und noch immer an der Spitze des Fortschritts stehen, auf dem das Wachstum beruht. Wenn tiefere Einsichten in die Bedingungen und Vorgänge innerhalb des Weltsystems entwickelt werden, so müssen diese Nationen erkennen, dass in einer Welt, die dringend der Stabilität bedarf, ihr hoher Entwicklungsstand nur dann gerechtfertigt ist und toleriert wird, wenn er nicht als Sprungbrett für eine noch raschere Entwicklung, sondern als Ausgangslage für eine gleichmäßigere Verteilung von Wohlstand und Einkommen auf der ganzen Erde benutzt wird.







Donnerstag, 11. September 2008

Ein Lob dem Lob


Loben wir eigentlich genug? Natürlich muss sich das jeder selbst fragen aber ich fürchte, wenn wir ehrlich sind wird die Antwort "nein" heißen müssen. Woran liegt es? Wir müssen doch wissen wie das ist. Wie oft haben wir uns im Stillen ein Lob gewünscht? Wie so tun wir uns damit so schwer?

Lob kann auf sehr unterschiedliche Art geäußert werden: Man kann jemandes lob singen, Lob spenden, man kann sich in Lob erschöpfen.

Man kann mit dem Lob schmeicheln, man kann nach Lob dürsten, man kann aber auch über jedes Lob erhaben sein.

Großzügig spenden wir häufig Lob am Grabe des Verstorbenen, doch oft genug wird man sich fragen müssen, was dieses Lob wert ist, denn der Verstorbene hätte es zu Lebzeiten sicher lieber gehört.

Diese Betrachtungen machen es uns nicht gerade leichter ein Lob auszusprechen. Wenn wir dann in unsere Überlegungen noch den Spruch einbeziehen "Wer mir schmeichelt ist mein Feind, wer mich tadelt mein Lehrer", können wir schon einmal daran zweifeln, ob wir dem zu lobenden wirklich einen Gefallen tun.

Darüber hinaus meinen wir wohl auch, dass vieles in der täglichen Routine so selbstverständlich ist, dass es nicht lobens wert ist. Einer der Gründe wird auch sein, dass es uns schwer fällt, die Leistung anderer anzuerkennen.

In uns meldet sich manchmal dieser "kleine Schweinehund", der uns einreden will, wenn man mich nur lassen würde, oder ich die Zeit dazu hätte, wenn mich die ganze Welt nicht immer missverstehen würde, oder, oder, oder….. , könnte ich das auch. In unseren Tagträumen lassen wir uns schon einmal zu solchen Fantasien hinreißen.

Vielleicht findet sich aber auch eine Erklärung in der Definition, die ich in einem Lexikon fand:

Lob ist eine soziale Anerkennung einer Leistung. Sie dient unter anderem der Motivation der gelobten Person, um das gezeigte Verhalten fortzuführen bzw. das Bemühen zu intensivieren.

Der Wert der Anerkennung beruht auf der Kompetenz oder Macht des Lobenden und auf seiner Seltenheit.

Nun kann man sicher über solche Definitionen streiten, aber der zweite Satz scheint eine wesentliche Erklärung zu geben. Ein Lob freut uns besonders, wenn die lobende Person eine hohe Kompetenz besitzt und dadurch das Lob aufgewertet wird. Natürlich bestimmt auch die Seltenheit den Wert eines Lobes. Wenn das Lob allerdings nur aus dem Motiv heraus ausgesprochen wird "um das gezeigte Verhalten fortzuführen beziehungsweise das Bemühen zu intensivieren", dann hat es für mich auch schon einen bitteren Beigeschmack, weil dieses Lob nicht wertfrei ist, sondern nur ausgesprochen wird, um denjenigen, der es ausspricht einen Vorteil zu verschaffen. Es macht auch einen wesentlichen Unterschied aus, ob der Chef einer großen Firma, oder eine andere Person mit hoher Kompetenz, uns zu sich ruft, um uns vor anderen zu loben, oder ob unser kleiner vierjähriger Sohn sagt: "Papa, das hast du ganz toll gemacht!"

Nicht dass wir uns darüber nicht freuen aber innerlich stufen wir das Lob doch ein wenig herunter mit einer gedachten Bemerkung wie, "ach der Kleine". Wobei wir natürlich mit Sicherheit wissen, dass sein Lob ehrlich und neidlos und absichtslos ist.

Ein Lob auszusprechen, bei dem man eine anerkennende, neidlose, bewundernde Herzlichkeit spürt, ist gar nicht so einfach, wie wir vielleicht glauben. Daher sind manche Menschen auch unsicher, ob sie sich über ein Lob freuen sollen oder nicht, wenn sie dahinter eine manipulierende Absicht verspüren. Wir tendieren daher wohl eher dazu, mit einem Lob zu geizen, weil dabei unbewusst oder unausgesprochen der Gedanke "wer lobt mich denn?", auch eine große Rolle spielt. Wir werden uns nicht häufig eingestehen, dass Missgunst, Eifersucht und Neid eine Rolle spielen.

Fazit dieser kleinen Betrachtung:

Grundsätzlich sollten wir ständig unser Bestes geben und alles nur nach bestem Wissen, in bester Absicht tun. Wenn wir dafür nicht lobende Anerkennung finden, dann tun wir es eben selber, darauf können wir uns wenigstens verlassen.

Samstag, 5. Juli 2008

Gedanken über den Tod


Frage am Anfang: Wer hat mehr Angst vorm Tod, derjenige der über ihn redet, oder derjenige, der ihn totschweigt?

Wir reden über den Tod, als wäre er eine andere Form des Seins. Wir verharmlosen ihn in dem Moment, wo wir ihn zu einer virtuellen Person machen. Wir haben dafür Sprüche wie; der Tod ereilte ihn in der Nacht. Dieser virtuelle Tod also macht sich an uns heran und entzieht uns das Leben, dieser Schweinehund.

Dann gibt es da noch die wunderschönen Bilder, der Tod, ein Knochengerüst mit Sense, ein Bild, das uns Angst machen soll, anstatt uns zu trösten.

Aber gibt es überhaupt etwas Tröstliches um den Tod herum? Ich denke nein. In dem Moment, in dem wir uns der Einmaligkeit unserer Existenz, der fantastischen Unglaublichkeit unseres Seins in dieser ungewöhnlich faszinierenden, gigantischen, rätselhaften Welt bewusst werden, als Wesen die sich selbst betrachten können, die von der Natur herausgehoben zu sein scheinen, in dem Augenblick wo wir das erkennen, können wir unmöglich mit einer leichten Geste des; na dann eben nicht, dieses Geschenk des Lebens aufgeben oder wegwerfen.

Und darum kommen wir auch schon mit der Angst auf die Welt; in dem Moment in dem wir das Licht der Welt erblicken geben wir den ersten Angstschrei von uns, damit man sich um uns kümmert und uns nicht vergisst und uns hilft, den ersten Atemzug zu tun.

Zurück zu den Verharmlosungen. Für mich ist eine der schlimmsten die Formulierung; Jesus in seiner Güte hat ihn Heim geholt.

Mich wundert immer wieder, wie erwachsene Menschen die Naivität aufbringen können, solche Formulierungen von sich zu geben. Was war eigentlich vorher, bevor Jesus Christus in die Welt getreten ist. All die vielen Menschen, die in der tiefen Vergangenheit gestorben sind, alle ohne die Güte von Jesus. Sie konnten nicht Heim gerufen werden. Heim gerufen, alleine schon dieses Wort es hat so etwas ungewöhnlich Wohltuendes und gemütliches an sich.

Warum bedürfen wir solcher Formulierung? Letzten Endes heißt das doch, dass die Erde nicht unser zuhause ist.

Da gibt es noch die Formulierungen, er ist von uns gegangen. Hier wird auch wieder ein Bild benutzt. Jemand bricht auf, macht sich auf die Socken und geht zu Fuß ins Nichts. Das hört sich an, als würde er freiwillig gehen. Er war die ganze Zeit schon drauf vorbereitet, hatte seine Sachen gepackt.

Sehr schön ist auch die Verlockung der ewigen Ruhe, mein Gott wer sehnt sich häufig nicht danach, nach Ruhe. Aber ewige Ruhe, das ist dann doch bisschen zu viel, und warum? Weil sie ja gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ruhe ist doch nur etwas Angenehmes, etwas Entspannendes, Erstrebenswertes , wenn man sie auch erleben kann. Aber Tote können doch nichts erleben und schon gar nicht die Ruhe.

Immer wenn ich das Wort Tod oder tot schreibe ärgere ich mich eigentlich über mich selbst, dass mir kein anderer Begriff dazu einfällt. Es stört mich, dass wir so tun, als sei der Tod eine andere Existenzform. Ein Toter ist doch nichts anderes, als die Ansammlung von Atomen und Molekülen in einer Form und Art, die keinen Sinn mehr macht. Die nur daran erinnert, dass in dieser Form etwas existiert hat, das lebendig als Ganzes Sinn gemacht hat. Vielleicht wäre es für uns einfacher den Tod in seiner Radikalität, in seiner ganzen Radikalität zu verstehen, wenn im Augenblick des Todes der Körper in Staub und somit ins Nichts zerfallen würde.

In all dem spiegelt sich immer wieder die Scheiss Angst vor dem Tod.

Die Religion ist dieses Thema auch sehr konträr angegangen. Zum einen hat sie versucht die Situation des Todes zu verbrämen und auf der anderen Seite hat sie die Angst geschürt und das, wie es scheint, je nach Bedarf.

Auffallend ist zum Beispiel, dass der Koran mit Drohungen nicht spart.

In einer Zeit aufgeklärter Technik, in einer Zeit, in der es uns gelungen ist auf dem Mond fuß zu fassen, ist es für mich ein Phänomen, dass es der Religion gelingt ihren Gläubigen immer noch die Vorstellung des Himmels zu verkaufen. Ganz besonders der Islam, der seinen religiösen Anhängern, also denjenigen, die ihr Leben bei der Verteidigung des Islams geopfert haben, den Himmel verspricht und das sogar mit der Sonderprämie, von einer großen Anzahl Jungfrauen versorgt zu werden. Was ist eigentlich mit dem Widerspruch, dass die dort oben ankommenden Seelen ja wohl nur Geschlechtslos sein können und wo bleibt da für diese Geschlechtslosen Seelen die Attraktivität weiblicher Wesen ? Hier kann es sich doch wohl nur noch um Indoktrinierung handeln und nicht mehr um Religion. Anders ist es doch wohl nicht zu erklären, das erwachsene Menschen ihr junges, wertvolles Leben sinnlos in die Luft blasen.

Das Problem mit der Angst ist ein zweischneidiges. Auf der einen Seite ist es unglaublich wichtig, dass wir eine grenzenlose Angst davor haben unser Leben zu verlieren, das heißt eine gewisse Vorsicht walten lassen bei unseren Unternehmungen, damit wir unser Leben nicht aufs Spiel setzen, denn es ist ja nun einmal etwas absolut Einmaliges, es ist nicht wiederholbar. Auf der anderen Seite sollen wir dann angstlos uns einverstanden zeigen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt, schlicht gesagt, wir sollen unser inneres Einverständnis geben und dann wieder ohne Angst. Wir müssen keine Angst haben, wir sollen uns nur fallen lassen. Aber wen interessiert es eigentlich noch, ob ich zähneknirschend sterbe oder mit Irrlichtern in den Augen Seelenvoll ins Nichts gleitet.

Ich bin ausgelöscht, nicht mehr existent, futsch, weg, war was? Oder; erinnerst du dich noch an den? Nee, keine Ahnung, muss lange vor meiner Zeit gewesen. Was war denn mit dem?

Donnerstag, 22. Mai 2008

Glücklich?!


Um 12:30 Uhr sollte der Zug von München nach Hannover in München abfahren. Als er den Bahnhof erreichte war es 12:40 Uhr. Zu seinem Erstaunen erfuhr er, dass der Zug aber immer noch nicht eingetroffen war.

Da hatte er mal wieder Glück gehabt. Aber war er nun glücklich? Nein! Er hatte in München ein Vorstellungsgespräch, war aber abgelehnt worden. Aber auch wenn er den Job bekommen hätte, wäre er dann glücklich gewesen? Wahrscheinlich auch nicht. Er hätte einen Job bekommen, der schlechter bezahlt worden wäre, als seine bisherigen Anstellungen. Aber er wäre mit Sicherheit zufrieden gewesen. Er hätte einen vernünftigen Lebensunterhalt verdient und wäre nicht wieder auf Harz 4 angewiesen gewesen.

Während der längeren Zugfahrt hatte er Zeit zum nachdenken. Dabei fiel ihm auf, dass er alle diese Begriffe, Glück gehabt, glücklich sein, zufrieden sein ständig benutzte, ohne sich über ihre wahre Bedeutung im klaren zu sein. Schon allein dieses Wort; glücklich. Es hatte so ein breites Spektrum. Wann war man eigentlich glücklich? Es fiel ihm die Formulierung; wunschlos glücklich sein, ein. Wunschlos, das ist sicher ein Schlüssel zum glücklich sein, keine Bedürfnisse verspüren. Weder Hunger noch Schmerzen haben. Ein euphorisches Gefühl der Vollkommenheit, kein sich Sorgen um, kein hoffen auf, kein fürchten das. Auch kein nachgrübeln, kein denken an, kein suchen nach. Kein vermissen und kein warten auf.

Das Gefühl wesentlich zu sein.

Je mehr er darüber nachdachte um so deutlicher schälte sich dieser Begriff heraus. All dies erklärte aber auch, warum der Zustand des glücklich Seins nur von kurzer Dauer sein darf und muss. Denn der Zustand des glücklich Seins, ist gleichzeitig ein Zustand des abgehoben Seins, ein Zustand des abwesend Seins. Wir sind in diesem Zustand sorglos, und unaufmerksam. Wir sind in einem Zustand der Verletzbarkeit.

Wir leben nicht allein auf dieser Welt. Wir leben in einer Gemeinschaft, sind abhängig von ihr. Und jeder in dieser Gemeinschaft ist darauf bedacht, bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt seinen Vorteil zu suchen. Und leider geht es fast immer nur auf Kosten eines anderen. Darum können wir uns diesen Zustand allein aus diesem Grund nicht längere Zeit erlauben.

Aber davon einmal abgesehen, wenn der Zustand des glücklich Seins von Dauer wäre, würde er das sensationelle Gefühl des Aussergewöhnlichen entwerten.

Ständig glücklich sein würde uns sicherlich unglücklich machen.

In diesem Augenblicke wurde ihm plötzlich auch klar wie häufig er Zufriedenheit und glücklich sein durcheinander geworfen hatte. Zufriedenheit lässt immer noch etwas offen, glücklich sein ist abgeschlossen. Zufriedenheit hat etwas mit Erwartung zu tun. Man ist nicht wunschlos glücklich aber im Einklang mit dem jetzt. Das schliesst nicht aus, dass man in Zukunft mehr erwarten darf, mehr erreichen kann. Aber der Zustand befriedigt uns fürs erste.

Er lehnte sich in seinen Sitz zurück, er war glücklich eine Lösung gefunden zu haben. Doch dann korrigierte er sich schnell. Er hatte sich dabei ertappt wieder gedankenlos die falsche Formulierung benutzt zu haben. Also:

Er freute sich darüber eine Lösung gefunden zu haben, jetzt war er mit sich zufrieden.

Samstag, 26. April 2008

Faulheit

Das ist ein ganz fauler Hund.

Wer hat das nicht schon einmal von sich gegeben. Obwohl, wieso sprechen wir eigentlich vom faulen Hund. Und dann dieses Wort Faulheit, eines der Worte, die wir hin und wieder gerne verwenden, ohne darüber nachzudenken ob wir sie auch hinreichend genau definieren können. Wir sind einfach der Meinung, wir wissen genau, was das Wort bedeutet.

Aber die Sache mit dem faulen Hund zum Beispiel, der liegt also in der Sonne, streckt alle Viere von sich, und tut gar nichts. Was aber erwarten wir von ihm? Soll er sich die Zeit mit Strümpfe stricken vertreiben oder beim Kaminholz stapeln helfen?

Das kann er doch gar nicht, er ist ein Hund. Und außerdem ist er nicht faul, sondern er sammelt Kraft und ruht sich aus. Ein wirklich fauler Hund wäre er, wenn er zu faul wäre zu fressen und er nur fressen würde, wenn wir ihm das Futter und den Napf bringen. Aber Hunde sind häufig weitaus vernünftiger als ihr Frauchen, das isst auch schon einmal, ohne dass es unbedingt Hunger hat. Der Hund dagegen ist vernünftig und frisst nur wenn er Hunger hat.

Aber ich will nicht zu sehr ins Philosophische vordringen und die Dinge mehr von der praktischen Seite sehen. Denn, über Faulheit und Fleiß ist schon sehr viel geschrieben worden und das ist kaum noch zu toppen.

Da ist die alte Erkenntnis; Müßiggang ist aller Laster Anfang. Und da ist natürlich was dran. Aber es gibt auch diese Faulheit, die auf einer tief verwurzelten Anspruchslosigkeit beruht.

Die Faulheit wurde aus christlicher Sicht sicher auch zu den Lastern gerechnet, weil sich die Gesellschaft, nicht ganz ohne egoistischen Hintergedanken, davor schützen wollte die Untätigen mit durchzufüttern, solange sie in der Lage sind für sich selbst zu sorgen.

Von denen, die hilflos sind und nicht für sich selbst sorgen können, will ich in diesem Fall gar nicht reden.

Neuerdings rückt allerdings eine Gruppe ins Rampenlicht, die vom inneren Antrieb her nicht faul ist, der aber die Gesellschaft keine Tätigkeit übrig gelassen hat. Das Problem dabei ist, dass es der Gesellschaft grundsätzlich schwer fällt ihnen den Status "hilflos" zuzuerkennen. Wir vergeben die Arbeit an die Maschinen. Die Maschinen haben aber kein Gefühl für soziale Verantwortung. Das menschliche Leben ist von Natur aus auf Wettbewerb ausgerichtet, also Wettbewerb unter Menschen; aber im Wettbewerb mit der Maschine hat der Mensch keine Schance.

Und was fangen wir in solch einem Fall mit dem Spruch "ora et labora an?" da bleibt am Ende für die Betroffenen doch nur noch die Möglichkeit zu beten und da das auf die Dauer nichts hilft, müssen Sie bitten, bitten, dass die Gesellschaft sie nicht verkommen lässt.

Die wirklich Faulen sind wohl eher diejenigen, die voll im Saft stehen, eine zumutbare Arbeit angeboten bekommen, sie unter fadenscheinigen Argumenten ablehnen und sich unter Ausnutzung aller sozialen Gesetzeslücken durchs Leben schlagen, ohne einen Finger zu krümmen und sich dessen dann noch rühmen. Das sind die echten Parasiten.

Zum Abschluss noch ein Wort, ein Dankeschön an diejenigen Faulen, deren Faulheit dazu geführt hat, Dinge zu entwickeln und zu erfinden, die uns das Leben erleichtern. Sie sind der Beweis dafür, dass Faulheit auch konstruktiv sein kann und daher sind sie mir besonders sympathisch.

Ehe ist....

Ehe ist: Ein Drama ohne Regisseur
Ehe ist: Wenn ohne Liebe gar nichts geht
Ehe ist: Ein Schiff, das ständig den Kurs wechselt, weil beide Kapitän spielen wollen.
Ehe ist: Beide wollen das Beste; die Scheidung.
Ehe ist: Ein lebenslanger Laborversuch ohne wissenschaftliche Betreuung.

Freitag, 11. April 2008

Gedanken über Neid und Missgunst

Neid und Missgunst, wem sind sie im Leben nicht schon begegnet. Sehr häufig, wenn uns etwas Besonders gut gelungen ist sind wir auch begierig nach Anerkennung, sehr häufig warten wir auch auf ein Lob; aber, es wird uns versagt. Gerade dann, wenn wir besonders hungrig nach einem Lob sind, verweigert man es uns und wir fragen uns dann woran es wohl liegen mag?

Einer der plausibelsten Gründe: Wir haben etwas geschafft und getan was schon längst fällig war, was einer geringen Anstrengung bedurfte und was unsere Umwelt mit der größten Selbstverständlichkeit täglich und zum wiederholten Male getan hat. Kurz gesagt, niemand kommt auf die Idee das soeben Getane oder Erledigte als eine herausragende, lobenswerte Leistung zu sehen.

Das scheint im ersten Augenblick durchaus vernünftig und richtig, aber manchmal versäumen wir es genauer hinzusehen. Nicht alles was der eine oder andere mit Links und ohne große Anstrengung erledigen kann, können andere mit der gleichen Leichtigkeit.

Wenn z. B. ein Behinderter unter großen Anstrengungen Geschirr gespült hat, so kann das durchaus eine lobenswerte Leistung sein. Wo also sollen wir den Maßstab finden.

Nun, dies ist ein besonders krasser Vergleich gewesen, ich denke, bei unseren Kindern finden wir dann schon eher anschauliche Beispiele. Wenn zum Beispiel der kleine Robert zum ersten Mal einen vernünftigen Satz spricht, sind wir mit Sicherheit bereit ein großes Lob auszusprechen, um ihm zu beweisen dass er in seiner Situation etwas Besonderes geleistet hat. Ja wir sind sogar bereit ihn über alle Maßen zu loben. Wir tun das mit der größten Selbstlosigkeit. Wie so aber fällt es uns in so einem Fall so leicht? So hässlich es klingen mag, aber der Kleine ist für uns keine Konkurrenz, er kann uns mit seiner Fähigkeit auf keinen Fall in die Quere kommen.

Wer aber bringt es schon fertig in Gegenwart seines Chefs einen gleichrangigen Kollegen zu loben und dessen Fähigkeiten herauszustellen.

Bestenfalls sind wir vielleicht bereit zu der Erklärung: Der Kollege Meier hat die Sache gar nicht schlecht erledigt, sollte sich aber dringend bemühen in der und der Angelegenheit etwas aufmerksamer zu sein. Es wird gelobt, aber schnell mit einer Einschränkung. Warum tun wir das? Immer da wo uns eine direkte Konkurrenz droht, sind wir sehr zurückhaltend und vorsichtig mit einem Lob, sogar wenn wir feststellen, jemand ist uns weit überlegen. Das können wir auf keinen Fall eingestehen, wir würden ja unser eigenes Selbstwertgefühl schmälern. Wenn jemand marginal besser ist, kann man das schon mal lobend erwähnen, aber auf keinen Fall, wenn er um Klassen besser ist. Warum ist das wohl so? Unser Verhalten weist immer wieder darauf hin, dass wir unser ganzes Leben lang mit unserer Umwelt konkurrieren wollen, müssen oder können. Es ist ein harter, stiller, zäher und oft verzweifelter Kampf, bei den wir uns oft vor uns selbst rechtfertigen mit: Wenn ich... ... Dann hätte ich sicherlich auch. Und wir haben immer eine Unzahl von "wenn ich's" auf Lager.

Grundsätzlich gilt wohl: Wir sind durchaus in der Lage zu loben, wenn derjenige, den wir loben für uns überhaupt keine Konkurrenz ist und uns nicht in die Quere kommen kann. Dabei ist der örtliche Abstand durchaus manchmal auch hilfreich. Schwierig wird es immer dann, wenn uns jemand mit seiner Leistung nahe kommt oder anders gesagt, aus unserem näheren oder nahen Umfeld kommt. Da besteht immer die Gefahr, dass er uns gegenüber herausgehoben wird und das können wir nicht oder nur schwer ertragen.

Natürlich ist dies eine uralte Erkenntnis, nichts Neues, der Prophet gilt eben nichts im eigenen Land.

Wenn aber jemand spontan die Anerkennung einer großen Masse findet, dann wird es nicht einfach sein für den einzelnen, demjenigen die Anerkennung zu verweigern, denn in diesem Fall würde er sich öffentlich als Neidhammel zu erkennen geben. Er würde sich also outen, dann würde er sich lieber verbiegen und wahrscheinlich mit den Wölfen loben.

Solange wir uns als Konkurrenten im Leben sehen um einen Posten um Anerkennung und Erfolg, wird sich daran wohl nichts ändern. Die Frage ist doch für uns nur, wie werden wir damit fertig, wenn gerade unsere nähere Umgebung uns die Anerkennung versagt?

Eine Antwort darauf wäre wohl, wir müssen unseren Ehrgeiz zügeln, das ständige Bemühen aus der Masse heraus zu ragen. Wir sollten alles, was wir anfassen und tun lediglich so gut wie es uns möglich ist tun, und nicht als allererstes danach streben mit dem, was wir tun Anerkennung zu finden. Wenn es wirklich gut ist, wird es sich mit der Zeit behaupten. Die einzige Frage ist, ob das noch zu unserer Zeit geschieht. Wir sollten also nicht nach der Anerkennung für unsere Arbeit streben, sondern nur danach streben Erfüllung und Freude in unserer Arbeit zu finden.

Gut gebrüllt, Löwe, sage ich zu mir selbst, dennoch habe ich Probleme die Erkenntnisse meiner Überlegungen in die Praxis umzusetzen. Aber ich bin voller Hoffnung.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Hochhäuser, Beton und Co


In einer Wirtschaftssendung des Zweiten Deutschen Fernsehens ging es um das Thema: Steigende Nebenkosten bei der Miete.

Als Beispiel wurde ein Rentnerehepaar gezeigt, das in einem Hochhaus wohnt und feststellen muss, dass die Nebenkosten so hoch angestiegen sind, dass das Paar sich gezwungen sieht, die Wohnung aufzugeben.

Vorher tastete die Kamera an der Fassade des Hochhauses hoch, in dem dieses Ehepaar lebt, und der Sprecher machte so ganz beiläufig die Bemerkung, dass dieses Hochhaus architektonisch keine Augenweide sei. Wohl bemerkt ein sauberes Haus mit klaren Linien und grossen Balkonen.

Ich fand, dass im Zusammenhang mit dem Thema dieses Berichtes, die Bemerkung völlig unerheblich und unwichtig war.

Und dennoch wurde sie gemacht, und das ist der Punkt an dem ich mich reibe. Immer wieder werden von Presse und Rundfunk, pauschal und undifferenziert, in irgendeiner Form abfällige und herabsetzende Bemerkungen über Hochhäuser gemacht.

In diesen Berichten werden ständig die schmückenden Attribute Beton, Plattenbau, hässlich, anonym, einsam verwendet und das mit monotoner Einfallslosigkeit.

Das interessante daran ist, dass beispielsweise das Ehepaar in dem oben erwähnten Hochhaus betonte, dass es die Wohnung nur ungern verlässt, weil es sich dort sehr wohl fühlt.

Und da fragt man sich natürlich als Betrachter, wie können Sie sich in diesem Haus, mit einer solchen Fassade wohl fühlen? Kann es daran liegen, dass dieses Ehepaar in dem Haus und nicht vor dem Haus wohnt?

Es steht ausser Zweifel, dass die Hochhäuser nicht den Charme eines barocken Schlosses haben. Aber sie bieten dem Bewohner alle Voraussetzungen dazu, sich ein wohnliches Zuhause einzurichten, was man von manchem schönen Schloss sicher nicht immer sagen kann, denn ob es dort im Winter immer gemütlich warm war, wage ich zu bezweifeln.

Wieso beurteilt man Hochhäuser nur nach der Fassade und am Ende nicht danach, wie sich die Menschen dort fühlen. Jedenfalls sind die nicht begeistert, wenn sie hören müssen, dass irgendwelche Schlauberger ihnen einreden wollen, dass sie dort, wo sie wohnen, auf keinen Fall glücklich sein können. Sie lassen sie zurück mit dem Gefühl, in einer menschenunwürdigen Wohnung zu leben. Letztenendes diskriminieren sie sie. Wer glaubt, auf seine gesellschaftliche Einordnung Rücksicht nehmen zu müssen, kann es sich nicht erlauben, in ein solches Haus einzuziehen. Da zieht man dann doch lieber in eine Altbau-Jugendstil Wohnung. Dabei beweist man Geschmack und Stil.

Eigentümlicher Weise habe ich noch nie eine abfällige Bemerkung über die einfallslose Monotonie beim Bau von Reihenhäusern gehört. Neuerdings werden sie auch aus Betonfertigteilen hergestellt und dann tapeziert man sie an der Aussenfassade mit Backsteinen. So lässt sich leben, schon ist das Haus wohnlich.

Die Diskriminierung von Hochhäusern fördert sicher auch den Wunsch nach einem Eigenheim, das in der Reputation weitaus höher steht, als eine Eigentumswohnung.

Hauptsache ein eigenes Haus, auch wenn es ein Reihenhaus ist. Anstatt dafür zu sorgen, dass man die Qualität von Hochhäusern verbessert, sie intern schalldicht macht und den Wohnkomfort erhöht, diffamiert man sie. Hochhäuser könnten durchaus eine hohe Lebensqualität besitzen. Man kann den Wohlfühlwert durch die Integration von Bädern, Sauna, Gemeinschaftsraum und begrünten Dachterrassen erhöhen. Da sie eine geringe Grundfläche verbrauchen, kann man sie mit kleinen Parkanlagen umgeben.

Im Gegensatz dazu verbauen wir mit vielen kleinen Eigentumshäusern die Grundfläche und zersiedeln das Land. Bis wir eines Tages nur noch ein paar Grünflächen für den Ackerbau haben, die in Notzeiten nicht ausreichen um die Bevölkerung autark zu ernähren.

Eines Tages werden wir nicht einmal Platz für eine kleine Parkanlage haben, aber dafür hat man dann sein kleines Handtuch von Garten hinterm Haus in dem man, wie in einem Gefängnishof, auf und abgehen kann.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Rundfunkgebühren

Ein Thema, dass die Öffentlichkeit immer wieder bewegt, und das ganz besonders gern auch von den Parteien geschürt wird, ist die Frage: Sind die Rundfunkgebühren nicht viel zu hoch?

Immer wenn ich das höre, bin ich erstaunt über die rührende Sensibilität der Parteien, die sich so unglaublich intensiv und engagiert dafür einsetzen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf jeden Fall klein gehalten wird. Ich frage mich dann, ist deren Sorge um das Wohl der Bürger tatsächlich ernst gemeint. Wenn es darum geht die Rundfunkgebühren um 0,50 € zu erhöhen zeigen sie ein Engagement, das mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Es scheint ein Thema zu sein, bei dem sich alle Parteien absolut einig sind. Es ist so, als ob es ihre größte und vorrangige Pflicht und Aufgabe ist, die Bürger vor solchen unverschämten Gebührenerhöhungen zu schützen. Wenn man Ihre Bemühungen auf diesem Gebiet ins Verhältnis setzen würde, dann würde es sicherlich vielen Hartz IV Empfängern wesentlich besser gehen.

Die Frage, die man sich aber stellen muss ist, geht es den Parteien wirklich darum den Bürger davor zu schützen, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihnen den letzten Groschen aus der Tasche ziehen oder steht dahinter vielleicht ein nicht ganz selbstloses Eigeninteresse.

Ich meine, den Parteien würde auf jeden Fall ein schwacher, abhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk sehr gefallen. Dadurch, dass bei jeder Rundfunkgebührenerhöhung die Politiker ein Wörtchen mitzureden haben, nehmen sie indirekt Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das Fernsehen.

Die einzelnen Intendanten können sich sicherlich nicht immer davon freimachen ein, wie auch immer geartetes, Wohlverhalten zu zeigen. Bei der Gründung der Bundesrepublik war es aber ein eindeutiges Ziel, die Politik unbedingt aus den Funkhäusern herauszuhalten. Dennoch ist es den Politikern gelungen, den einzelnen Funkhäusern immer wieder die Farbe ihrer Partei aufzuzwingen. Insofern sind sie natürlich dagegen, wenn sich Rundfunk und Fernsehen von politischen Einflüssen trennen wollen und trennen.

Die Bürger lassen sich immer wieder durch das geschickte Verhalten der Politiker in Sachen Rundfunkgebühren Sand in die Augen streuen.

Aber wir dürfen nie vergessen, dass eine Demokratie nur bestehen kann, wenn sie einen völlig unabhängigen Rundfunkapparat besitzt. Rundfunk und Fernsehen, sofern sie ihre Unabhängigkeit in Anspruch nehmen und durchsetzen, sind allein in der Lage als regulierendes Instrument in einer Demokratie zu arbeiten. Sie sind in der Lage Missstände aufzuzeigen und auch beim Namen zu nennen, was in den meisten Fällen nicht unbedingt im Interesse der Freien Sendeanstalten geschehen kann, da sie auf die Auftraggeber ihrer Werbeverträge Rücksicht nehmen müssen.

Und damit sind wir beim Thema Werbung. Es mag ja sein, dass es allen, die beispielsweise das Fernsehen nur als einen Unterhaltungslückenbüßer des Abends sehen, völlig egal ist wie oft ein Spielfilm unterbrochen wird. Mich aber nervt es so, dass ich auf jeden Fall sofort wegzappe, wenn die unsensibel und brutal einsetzende Werbung kommt.

Die freien Fernsehanstalten müssen Geld verdienen, aber dann soll man doch bitte nicht so tun, als ob ihre Programme uns nichts kosten. Man führe sich nur einmal die hohen Gebühren vor Augen, die die Auftraggeber beim Sender für das Einspielen einer Werbung bezahlen müssen. Danach sollte man sich mal fragen, bezahlt das alles der Auftraggeber aus der eigenen Tasche? Ist es nicht so, dass am Ende wir, die Kunden dafür bezahlen müssen, dass der Hersteller für sein Produkt wirbt. Wir bezahlen indirekt für die Programme der privaten Sender, indem wir durch die massive Werbung verteuerte Produkte kaufen. Und hier bezahlt auch das berühmte Lieschen Müller die höheren Produktkosten, sogar wenn sie die Werbung nicht sieht.

Ich will nicht über Sinn und Zweck der Werbung diskutieren, nur feststellen, das es doch eine Utopie ist zu glauben die privaten Sender würden uns nichts kosten.

Es ist die vorrangige Pflicht und Aufgabe unserer Politiker alles zu tun, das Wohl und den Erhalt des Staates zu sichern und zu fördern. Und daher empört es mich besonders, wenn die Parteien, um gewählt zu werden, sich schützend vor die Bürger stellen, während sie ihnen gleichzeitig auf anderen Gebieten brutal in die Tasche greifen.

Grundsätzlich meine ich, die öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehanstalten sind gezwungen genauso wirtschaftlich zu denken wie ein Wirtschaftsunternehmen. Wirtschaftsunternehmen aber bestimmen ihre Kalkulation selbst.

Wieso kommt eigentlich kein Politiker auf die Idee, den Volkswagenwerken vorzuschreiben, was ein VW kosten darf?

Samstag, 12. Januar 2008

Wird schon gut gehen


Mit Sicherheit haben es auch Generationen vor uns schon behauptet: Diese Welt ist krank, ihre Bewohner sind krank, wir alle sind krank. Ich denke wir haben den Überblick verloren und es sieht nicht so aus, als ob wir ihn jemals bekommen werden. Wir sind randvoll vollgestopft mit Information, angefüllt mit einem unglaublichen Wissen nicht nur über uns, unsere nähere Umgebung, auch über die ganze Welt. Und doch gehen wir unbeeindruckt stur unseren Weg und blicken nicht rechts und links. Wir nehmen zur Kenntnis und haken ab. Da kann man nun mal nichts machen. Dass ist der Lauf der Welt, dass ist seit Jahrhunderten so und ich, der Einzelne, kann schon gar nichts bewirken.

Jawohl, ich mache es genauso.

Immer wenn ich im Bett liege, satt und wohlig warm unter der Decke, dann denke ich: Man müsste etwas unternehmen, Einfluss nehmen, die Welt verändern. Den Mitbürgern klarmachen, es ist mindestens fünf vor 12 ist.

Wir haben das gesamte Wissen, wir haben die Möglichkeiten und wir haben sogar die Mittel diese Welt zu befrieden, aber wir kriegen es nicht gebacken. Und wir schauen tatenlos zu, wie die Welt in die Katastrophe schliddert.

Wir könnten das verhindern! Aber wie, wie?

Wir sind alle Egoisten. Da ist der persönliche Egoismus, da ist der nationale Egoismus, da sind die religiösen Egoismen, da sind die rassistischen Egoismen. Es ist nicht so, dass niemand weis, was zu tun wäre um die vielen Konflikte in den Griff zu bekommen.

Wer aber soll den Anfang machen? Und wenn man schon den Anfang macht, werden die Anderen folgen? Am Ende geht es immer um die nationale Sicherheit und die muss verteidigt werden, wir sind nun einmal eine Spezies, die nur in kämpferischen Kategorien denken kann. Wir kämpfen immer, das ganze Leben ist ein Kampf, wir kämpfen um den Arbeitsplatz. Wir kämpfen für unseren Glauben, wir kämpfen um unseren guten Ruf, die Politiker kämpfen um die Gunst der Wähler. Wir kämpfen sogar beim Sport, der ja eigentlich nur ein Wettbewerb sein sollte, aber bei uns ist das ein Wettkampf. Wir finden das alles ganz normal, und daher kriegen wir die Begriffe auch gar nicht mehr auseinander. Wir können nicht friedlich denken.

Natürlich müssten wir bei uns selbst anfangen. Viele sind bereit dazu; Hallo Nachbar , ich möchte gern etwas unternehmen, aber allein schaffe ich es nicht. Machst du mit? Du zögerst? Du findest die Idee gut, glaubst aber wir zwei, wir sind zu Wenige und was ist wenn uns keiner folgt? Das Risiko willst du nicht eingehen. Es müsste schon Mehrere sein? Ach so, wenn es eine größere Gruppe gäbe würdest du dich anschließen, aber die müsste dann schon ganz schön groß sein, denn sonst kommen wir gegen die Großen nicht an.

Und so setzen wir unser Vertrauen in die da oben, obwohl wir wissen, dass auch die keinen Überblick haben. Vor allem, dass sie keinen Mut haben einschneidende, grundsätzliche Entscheidung zu fällen. Denn auch sie fragen sich, ob wir, ihre Wähler, ihnen dann folgen würden, auch wenn es unangenehme Entscheidungen wären. Und dazu fehlt ihnen der Mut, vielleicht zu Recht, vielleicht würden wir sie im Stich lassen. Und da wollen sie kein Risiko eingehen, schließen Kompromisse, Kompromisse vom Kompromiss, Kompromisse vom Kompromiss der Kompromisse. Schließlich wollen sie ihren Job behalten. Warum sollen ausgerechnet sie gehen, wenn man doch nichts ändern kann?

Und das alles in einer Zeit des technischen Fortschritts, der uns gigantische Möglichkeiten bietet.

Aber was nützt es, wenn wir technisch im einundzwanzigsten Jahrhundert sind aber geistig im 16. Jahrhundert zurückgeblieben sind. Da wir keine Lösung für die so kompliziert gewordene Welt haben, flüchten wir uns wieder in die Religion.

Auf den lieben Gott ist Verlass. Er hatt immer ein Auge auf uns, er wird es schon richten.

Sonntag, 6. Januar 2008

Katastrophen

Was ist eigentlich los mit uns? Sind wir Optimisten, Ignoranten oder Stoiker? Seit einiger Zeit versuche ich mir diese Frage zu beantworten. Das ist gar nicht so einfach. Aber wie komme ich darauf?

Ich habe den Eindruck, dass in der letzten Zeit die Bedrohungsszenarien und Katastrophen sich geradezu logarithmisch häufen. Wir werden eingedeckt mit Meldungen über Erdbeben, Tsunamis, Überflutungen, Hurricanes, und Epidemien. Uns wird die ständig drohende Gefahr von unkontrollierbaren Seuchen, die wir medizinisch noch nicht beherrschen, vor Augen geführt. Ganz zu schweigen von der schon vorhandenen realistischen Bedrohung durch Aids.

In medizinischen Sendungen werden wir ständig darüber informiert, dass Rauchen, Alkohol und Drogen für uns gefährlich sind und dass uns täglich die Diagnose Krebs ins Haus stehen kann. Die täglich drohende Gefahr der radioaktiven Verseuchung, der Verunreinigung unserer Atemluft durch Feinstaub und die uns immer bedrohenden Gefahren beim Autoverkehr schieben wir schon locker in die Schublade: So ist nun mal das Leben.

Mit realistisch wirkenden Computersimulationen werden uns die katastrophalen Auswirkungen der jederzeit möglichen Meteoreinschläge vor Augen geführt.

Natürlich darf bei dieser Betrachtung die Klimakatastrophe nicht vergessen werden. Die Eiskappen schmelzen ab, der Meeresspiegel soll bis auf sieben Meter ansteigen. Da habe ich mir sofort eine Landkarte besorgt um die Höhe meines Standortes über Meeresniveau herauszufinden. Über 80 m. Schwein gehabt. Da bin ich aber beruhigt.

Aber all die anderen Bedrohungen machen mir Kopfschmerzen. Es sind einfach zu viele Gefahren. Die in weiter Ferne liegenden Katastrophen schiebe ich schon weit von mir, da ist die Sache mit dem Mond, der sich mit der Zeit immer weiter von der Erde entfernt. Und was wird, wenn er nun gar keinen Einfluss mehr nimmt auf das stabile Verhalten der Erdachse, was um Gotteswillen, wenn sie ins Wanken gerät. Da bin ich froh, dass ich 77 bin, ich glaube das will ich nicht mehr erleben.

Und die Sonne, wer denkt heute schon an die Sonne, aber ich sage euch Leute, eines Tages wird sie in sich zusammenfallen und dann wird sie zum Roten Riesen und es wird es garantiert ungemütlich auf der Erde.

Jetzt, wo ich mir alle diese Bedrohungen vor Augen geführt habe, fühle ich mich erstaunlicherweise erleichtert. Eigentlich kann man sie gar nicht ernst nehmen, es sind ihrer einfach zu viele.

Die Frage, die ich am Anfang gestellt habe, ob wir Optimisten, Ignoranten oder Stoiker sind, muss ganz anders beantwortet werden:

Wir sind wohl eher Verdrängungsspezialisten!

Ich bin inzwischen hungrig geworden und daher beschränken sich meine augenblicklichen Ängste auf die Frage: Kann ich vor dem nächsten Meteoriteneinschlag noch etwas essen ?

Katastrophen lassen sich mit vollem Magen besser verkraften.