Ein Thema, dass die Öffentlichkeit immer wieder bewegt, und das ganz besonders gern auch von den Parteien geschürt wird, ist die Frage: Sind die Rundfunkgebühren nicht viel zu hoch?
Immer wenn ich das höre, bin ich erstaunt über die rührende Sensibilität der Parteien, die sich so unglaublich intensiv und engagiert dafür einsetzen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf jeden Fall klein gehalten wird. Ich frage mich dann, ist deren Sorge um das Wohl der Bürger tatsächlich ernst gemeint. Wenn es darum geht die Rundfunkgebühren um 0,50 € zu erhöhen zeigen sie ein Engagement, das mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Es scheint ein Thema zu sein, bei dem sich alle Parteien absolut einig sind. Es ist so, als ob es ihre größte und vorrangige Pflicht und Aufgabe ist, die Bürger vor solchen unverschämten Gebührenerhöhungen zu schützen. Wenn man Ihre Bemühungen auf diesem Gebiet ins Verhältnis setzen würde, dann würde es sicherlich vielen Hartz IV Empfängern wesentlich besser gehen.
Die Frage, die man sich aber stellen muss ist, geht es den Parteien wirklich darum den Bürger davor zu schützen, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihnen den letzten Groschen aus der Tasche ziehen oder steht dahinter vielleicht ein nicht ganz selbstloses Eigeninteresse.
Ich meine, den Parteien würde auf jeden Fall ein schwacher, abhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk sehr gefallen. Dadurch, dass bei jeder Rundfunkgebührenerhöhung die Politiker ein Wörtchen mitzureden haben, nehmen sie indirekt Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das Fernsehen.
Die einzelnen Intendanten können sich sicherlich nicht immer davon freimachen ein, wie auch immer geartetes, Wohlverhalten zu zeigen. Bei der Gründung der Bundesrepublik war es aber ein eindeutiges Ziel, die Politik unbedingt aus den Funkhäusern herauszuhalten. Dennoch ist es den Politikern gelungen, den einzelnen Funkhäusern immer wieder die Farbe ihrer Partei aufzuzwingen. Insofern sind sie natürlich dagegen, wenn sich Rundfunk und Fernsehen von politischen Einflüssen trennen wollen und trennen.
Die Bürger lassen sich immer wieder durch das geschickte Verhalten der Politiker in Sachen Rundfunkgebühren Sand in die Augen streuen.
Aber wir dürfen nie vergessen, dass eine Demokratie nur bestehen kann, wenn sie einen völlig unabhängigen Rundfunkapparat besitzt. Rundfunk und Fernsehen, sofern sie ihre Unabhängigkeit in Anspruch nehmen und durchsetzen, sind allein in der Lage als regulierendes Instrument in einer Demokratie zu arbeiten. Sie sind in der Lage Missstände aufzuzeigen und auch beim Namen zu nennen, was in den meisten Fällen nicht unbedingt im Interesse der Freien Sendeanstalten geschehen kann, da sie auf die Auftraggeber ihrer Werbeverträge Rücksicht nehmen müssen.
Und damit sind wir beim Thema Werbung. Es mag ja sein, dass es allen, die beispielsweise das Fernsehen nur als einen Unterhaltungslückenbüßer des Abends sehen, völlig egal ist wie oft ein Spielfilm unterbrochen wird. Mich aber nervt es so, dass ich auf jeden Fall sofort wegzappe, wenn die unsensibel und brutal einsetzende Werbung kommt.
Die freien Fernsehanstalten müssen Geld verdienen, aber dann soll man doch bitte nicht so tun, als ob ihre Programme uns nichts kosten. Man führe sich nur einmal die hohen Gebühren vor Augen, die die Auftraggeber beim Sender für das Einspielen einer Werbung bezahlen müssen. Danach sollte man sich mal fragen, bezahlt das alles der Auftraggeber aus der eigenen Tasche? Ist es nicht so, dass am Ende wir, die Kunden dafür bezahlen müssen, dass der Hersteller für sein Produkt wirbt. Wir bezahlen indirekt für die Programme der privaten Sender, indem wir durch die massive Werbung verteuerte Produkte kaufen. Und hier bezahlt auch das berühmte Lieschen Müller die höheren Produktkosten, sogar wenn sie die Werbung nicht sieht.
Ich will nicht über Sinn und Zweck der Werbung diskutieren, nur feststellen, das es doch eine Utopie ist zu glauben die privaten Sender würden uns nichts kosten.
Es ist die vorrangige Pflicht und Aufgabe unserer Politiker alles zu tun, das Wohl und den Erhalt des Staates zu sichern und zu fördern. Und daher empört es mich besonders, wenn die Parteien, um gewählt zu werden, sich schützend vor die Bürger stellen, während sie ihnen gleichzeitig auf anderen Gebieten brutal in die Tasche greifen.
Grundsätzlich meine ich, die öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehanstalten sind gezwungen genauso wirtschaftlich zu denken wie ein Wirtschaftsunternehmen. Wirtschaftsunternehmen aber bestimmen ihre Kalkulation selbst.
Wieso kommt eigentlich kein Politiker auf die Idee, den Volkswagenwerken vorzuschreiben, was ein VW kosten darf?