Mittwoch, 16. Januar 2008

Rundfunkgebühren

Ein Thema, dass die Öffentlichkeit immer wieder bewegt, und das ganz besonders gern auch von den Parteien geschürt wird, ist die Frage: Sind die Rundfunkgebühren nicht viel zu hoch?

Immer wenn ich das höre, bin ich erstaunt über die rührende Sensibilität der Parteien, die sich so unglaublich intensiv und engagiert dafür einsetzen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf jeden Fall klein gehalten wird. Ich frage mich dann, ist deren Sorge um das Wohl der Bürger tatsächlich ernst gemeint. Wenn es darum geht die Rundfunkgebühren um 0,50 € zu erhöhen zeigen sie ein Engagement, das mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Es scheint ein Thema zu sein, bei dem sich alle Parteien absolut einig sind. Es ist so, als ob es ihre größte und vorrangige Pflicht und Aufgabe ist, die Bürger vor solchen unverschämten Gebührenerhöhungen zu schützen. Wenn man Ihre Bemühungen auf diesem Gebiet ins Verhältnis setzen würde, dann würde es sicherlich vielen Hartz IV Empfängern wesentlich besser gehen.

Die Frage, die man sich aber stellen muss ist, geht es den Parteien wirklich darum den Bürger davor zu schützen, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihnen den letzten Groschen aus der Tasche ziehen oder steht dahinter vielleicht ein nicht ganz selbstloses Eigeninteresse.

Ich meine, den Parteien würde auf jeden Fall ein schwacher, abhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk sehr gefallen. Dadurch, dass bei jeder Rundfunkgebührenerhöhung die Politiker ein Wörtchen mitzureden haben, nehmen sie indirekt Einfluss auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das Fernsehen.

Die einzelnen Intendanten können sich sicherlich nicht immer davon freimachen ein, wie auch immer geartetes, Wohlverhalten zu zeigen. Bei der Gründung der Bundesrepublik war es aber ein eindeutiges Ziel, die Politik unbedingt aus den Funkhäusern herauszuhalten. Dennoch ist es den Politikern gelungen, den einzelnen Funkhäusern immer wieder die Farbe ihrer Partei aufzuzwingen. Insofern sind sie natürlich dagegen, wenn sich Rundfunk und Fernsehen von politischen Einflüssen trennen wollen und trennen.

Die Bürger lassen sich immer wieder durch das geschickte Verhalten der Politiker in Sachen Rundfunkgebühren Sand in die Augen streuen.

Aber wir dürfen nie vergessen, dass eine Demokratie nur bestehen kann, wenn sie einen völlig unabhängigen Rundfunkapparat besitzt. Rundfunk und Fernsehen, sofern sie ihre Unabhängigkeit in Anspruch nehmen und durchsetzen, sind allein in der Lage als regulierendes Instrument in einer Demokratie zu arbeiten. Sie sind in der Lage Missstände aufzuzeigen und auch beim Namen zu nennen, was in den meisten Fällen nicht unbedingt im Interesse der Freien Sendeanstalten geschehen kann, da sie auf die Auftraggeber ihrer Werbeverträge Rücksicht nehmen müssen.

Und damit sind wir beim Thema Werbung. Es mag ja sein, dass es allen, die beispielsweise das Fernsehen nur als einen Unterhaltungslückenbüßer des Abends sehen, völlig egal ist wie oft ein Spielfilm unterbrochen wird. Mich aber nervt es so, dass ich auf jeden Fall sofort wegzappe, wenn die unsensibel und brutal einsetzende Werbung kommt.

Die freien Fernsehanstalten müssen Geld verdienen, aber dann soll man doch bitte nicht so tun, als ob ihre Programme uns nichts kosten. Man führe sich nur einmal die hohen Gebühren vor Augen, die die Auftraggeber beim Sender für das Einspielen einer Werbung bezahlen müssen. Danach sollte man sich mal fragen, bezahlt das alles der Auftraggeber aus der eigenen Tasche? Ist es nicht so, dass am Ende wir, die Kunden dafür bezahlen müssen, dass der Hersteller für sein Produkt wirbt. Wir bezahlen indirekt für die Programme der privaten Sender, indem wir durch die massive Werbung verteuerte Produkte kaufen. Und hier bezahlt auch das berühmte Lieschen Müller die höheren Produktkosten, sogar wenn sie die Werbung nicht sieht.

Ich will nicht über Sinn und Zweck der Werbung diskutieren, nur feststellen, das es doch eine Utopie ist zu glauben die privaten Sender würden uns nichts kosten.

Es ist die vorrangige Pflicht und Aufgabe unserer Politiker alles zu tun, das Wohl und den Erhalt des Staates zu sichern und zu fördern. Und daher empört es mich besonders, wenn die Parteien, um gewählt zu werden, sich schützend vor die Bürger stellen, während sie ihnen gleichzeitig auf anderen Gebieten brutal in die Tasche greifen.

Grundsätzlich meine ich, die öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehanstalten sind gezwungen genauso wirtschaftlich zu denken wie ein Wirtschaftsunternehmen. Wirtschaftsunternehmen aber bestimmen ihre Kalkulation selbst.

Wieso kommt eigentlich kein Politiker auf die Idee, den Volkswagenwerken vorzuschreiben, was ein VW kosten darf?

Samstag, 12. Januar 2008

Wird schon gut gehen


Mit Sicherheit haben es auch Generationen vor uns schon behauptet: Diese Welt ist krank, ihre Bewohner sind krank, wir alle sind krank. Ich denke wir haben den Überblick verloren und es sieht nicht so aus, als ob wir ihn jemals bekommen werden. Wir sind randvoll vollgestopft mit Information, angefüllt mit einem unglaublichen Wissen nicht nur über uns, unsere nähere Umgebung, auch über die ganze Welt. Und doch gehen wir unbeeindruckt stur unseren Weg und blicken nicht rechts und links. Wir nehmen zur Kenntnis und haken ab. Da kann man nun mal nichts machen. Dass ist der Lauf der Welt, dass ist seit Jahrhunderten so und ich, der Einzelne, kann schon gar nichts bewirken.

Jawohl, ich mache es genauso.

Immer wenn ich im Bett liege, satt und wohlig warm unter der Decke, dann denke ich: Man müsste etwas unternehmen, Einfluss nehmen, die Welt verändern. Den Mitbürgern klarmachen, es ist mindestens fünf vor 12 ist.

Wir haben das gesamte Wissen, wir haben die Möglichkeiten und wir haben sogar die Mittel diese Welt zu befrieden, aber wir kriegen es nicht gebacken. Und wir schauen tatenlos zu, wie die Welt in die Katastrophe schliddert.

Wir könnten das verhindern! Aber wie, wie?

Wir sind alle Egoisten. Da ist der persönliche Egoismus, da ist der nationale Egoismus, da sind die religiösen Egoismen, da sind die rassistischen Egoismen. Es ist nicht so, dass niemand weis, was zu tun wäre um die vielen Konflikte in den Griff zu bekommen.

Wer aber soll den Anfang machen? Und wenn man schon den Anfang macht, werden die Anderen folgen? Am Ende geht es immer um die nationale Sicherheit und die muss verteidigt werden, wir sind nun einmal eine Spezies, die nur in kämpferischen Kategorien denken kann. Wir kämpfen immer, das ganze Leben ist ein Kampf, wir kämpfen um den Arbeitsplatz. Wir kämpfen für unseren Glauben, wir kämpfen um unseren guten Ruf, die Politiker kämpfen um die Gunst der Wähler. Wir kämpfen sogar beim Sport, der ja eigentlich nur ein Wettbewerb sein sollte, aber bei uns ist das ein Wettkampf. Wir finden das alles ganz normal, und daher kriegen wir die Begriffe auch gar nicht mehr auseinander. Wir können nicht friedlich denken.

Natürlich müssten wir bei uns selbst anfangen. Viele sind bereit dazu; Hallo Nachbar , ich möchte gern etwas unternehmen, aber allein schaffe ich es nicht. Machst du mit? Du zögerst? Du findest die Idee gut, glaubst aber wir zwei, wir sind zu Wenige und was ist wenn uns keiner folgt? Das Risiko willst du nicht eingehen. Es müsste schon Mehrere sein? Ach so, wenn es eine größere Gruppe gäbe würdest du dich anschließen, aber die müsste dann schon ganz schön groß sein, denn sonst kommen wir gegen die Großen nicht an.

Und so setzen wir unser Vertrauen in die da oben, obwohl wir wissen, dass auch die keinen Überblick haben. Vor allem, dass sie keinen Mut haben einschneidende, grundsätzliche Entscheidung zu fällen. Denn auch sie fragen sich, ob wir, ihre Wähler, ihnen dann folgen würden, auch wenn es unangenehme Entscheidungen wären. Und dazu fehlt ihnen der Mut, vielleicht zu Recht, vielleicht würden wir sie im Stich lassen. Und da wollen sie kein Risiko eingehen, schließen Kompromisse, Kompromisse vom Kompromiss, Kompromisse vom Kompromiss der Kompromisse. Schließlich wollen sie ihren Job behalten. Warum sollen ausgerechnet sie gehen, wenn man doch nichts ändern kann?

Und das alles in einer Zeit des technischen Fortschritts, der uns gigantische Möglichkeiten bietet.

Aber was nützt es, wenn wir technisch im einundzwanzigsten Jahrhundert sind aber geistig im 16. Jahrhundert zurückgeblieben sind. Da wir keine Lösung für die so kompliziert gewordene Welt haben, flüchten wir uns wieder in die Religion.

Auf den lieben Gott ist Verlass. Er hatt immer ein Auge auf uns, er wird es schon richten.

Sonntag, 6. Januar 2008

Katastrophen

Was ist eigentlich los mit uns? Sind wir Optimisten, Ignoranten oder Stoiker? Seit einiger Zeit versuche ich mir diese Frage zu beantworten. Das ist gar nicht so einfach. Aber wie komme ich darauf?

Ich habe den Eindruck, dass in der letzten Zeit die Bedrohungsszenarien und Katastrophen sich geradezu logarithmisch häufen. Wir werden eingedeckt mit Meldungen über Erdbeben, Tsunamis, Überflutungen, Hurricanes, und Epidemien. Uns wird die ständig drohende Gefahr von unkontrollierbaren Seuchen, die wir medizinisch noch nicht beherrschen, vor Augen geführt. Ganz zu schweigen von der schon vorhandenen realistischen Bedrohung durch Aids.

In medizinischen Sendungen werden wir ständig darüber informiert, dass Rauchen, Alkohol und Drogen für uns gefährlich sind und dass uns täglich die Diagnose Krebs ins Haus stehen kann. Die täglich drohende Gefahr der radioaktiven Verseuchung, der Verunreinigung unserer Atemluft durch Feinstaub und die uns immer bedrohenden Gefahren beim Autoverkehr schieben wir schon locker in die Schublade: So ist nun mal das Leben.

Mit realistisch wirkenden Computersimulationen werden uns die katastrophalen Auswirkungen der jederzeit möglichen Meteoreinschläge vor Augen geführt.

Natürlich darf bei dieser Betrachtung die Klimakatastrophe nicht vergessen werden. Die Eiskappen schmelzen ab, der Meeresspiegel soll bis auf sieben Meter ansteigen. Da habe ich mir sofort eine Landkarte besorgt um die Höhe meines Standortes über Meeresniveau herauszufinden. Über 80 m. Schwein gehabt. Da bin ich aber beruhigt.

Aber all die anderen Bedrohungen machen mir Kopfschmerzen. Es sind einfach zu viele Gefahren. Die in weiter Ferne liegenden Katastrophen schiebe ich schon weit von mir, da ist die Sache mit dem Mond, der sich mit der Zeit immer weiter von der Erde entfernt. Und was wird, wenn er nun gar keinen Einfluss mehr nimmt auf das stabile Verhalten der Erdachse, was um Gotteswillen, wenn sie ins Wanken gerät. Da bin ich froh, dass ich 77 bin, ich glaube das will ich nicht mehr erleben.

Und die Sonne, wer denkt heute schon an die Sonne, aber ich sage euch Leute, eines Tages wird sie in sich zusammenfallen und dann wird sie zum Roten Riesen und es wird es garantiert ungemütlich auf der Erde.

Jetzt, wo ich mir alle diese Bedrohungen vor Augen geführt habe, fühle ich mich erstaunlicherweise erleichtert. Eigentlich kann man sie gar nicht ernst nehmen, es sind ihrer einfach zu viele.

Die Frage, die ich am Anfang gestellt habe, ob wir Optimisten, Ignoranten oder Stoiker sind, muss ganz anders beantwortet werden:

Wir sind wohl eher Verdrängungsspezialisten!

Ich bin inzwischen hungrig geworden und daher beschränken sich meine augenblicklichen Ängste auf die Frage: Kann ich vor dem nächsten Meteoriteneinschlag noch etwas essen ?

Katastrophen lassen sich mit vollem Magen besser verkraften.