Samstag, 5. Juli 2008

Gedanken über den Tod


Frage am Anfang: Wer hat mehr Angst vorm Tod, derjenige der über ihn redet, oder derjenige, der ihn totschweigt?

Wir reden über den Tod, als wäre er eine andere Form des Seins. Wir verharmlosen ihn in dem Moment, wo wir ihn zu einer virtuellen Person machen. Wir haben dafür Sprüche wie; der Tod ereilte ihn in der Nacht. Dieser virtuelle Tod also macht sich an uns heran und entzieht uns das Leben, dieser Schweinehund.

Dann gibt es da noch die wunderschönen Bilder, der Tod, ein Knochengerüst mit Sense, ein Bild, das uns Angst machen soll, anstatt uns zu trösten.

Aber gibt es überhaupt etwas Tröstliches um den Tod herum? Ich denke nein. In dem Moment, in dem wir uns der Einmaligkeit unserer Existenz, der fantastischen Unglaublichkeit unseres Seins in dieser ungewöhnlich faszinierenden, gigantischen, rätselhaften Welt bewusst werden, als Wesen die sich selbst betrachten können, die von der Natur herausgehoben zu sein scheinen, in dem Augenblick wo wir das erkennen, können wir unmöglich mit einer leichten Geste des; na dann eben nicht, dieses Geschenk des Lebens aufgeben oder wegwerfen.

Und darum kommen wir auch schon mit der Angst auf die Welt; in dem Moment in dem wir das Licht der Welt erblicken geben wir den ersten Angstschrei von uns, damit man sich um uns kümmert und uns nicht vergisst und uns hilft, den ersten Atemzug zu tun.

Zurück zu den Verharmlosungen. Für mich ist eine der schlimmsten die Formulierung; Jesus in seiner Güte hat ihn Heim geholt.

Mich wundert immer wieder, wie erwachsene Menschen die Naivität aufbringen können, solche Formulierungen von sich zu geben. Was war eigentlich vorher, bevor Jesus Christus in die Welt getreten ist. All die vielen Menschen, die in der tiefen Vergangenheit gestorben sind, alle ohne die Güte von Jesus. Sie konnten nicht Heim gerufen werden. Heim gerufen, alleine schon dieses Wort es hat so etwas ungewöhnlich Wohltuendes und gemütliches an sich.

Warum bedürfen wir solcher Formulierung? Letzten Endes heißt das doch, dass die Erde nicht unser zuhause ist.

Da gibt es noch die Formulierungen, er ist von uns gegangen. Hier wird auch wieder ein Bild benutzt. Jemand bricht auf, macht sich auf die Socken und geht zu Fuß ins Nichts. Das hört sich an, als würde er freiwillig gehen. Er war die ganze Zeit schon drauf vorbereitet, hatte seine Sachen gepackt.

Sehr schön ist auch die Verlockung der ewigen Ruhe, mein Gott wer sehnt sich häufig nicht danach, nach Ruhe. Aber ewige Ruhe, das ist dann doch bisschen zu viel, und warum? Weil sie ja gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ruhe ist doch nur etwas Angenehmes, etwas Entspannendes, Erstrebenswertes , wenn man sie auch erleben kann. Aber Tote können doch nichts erleben und schon gar nicht die Ruhe.

Immer wenn ich das Wort Tod oder tot schreibe ärgere ich mich eigentlich über mich selbst, dass mir kein anderer Begriff dazu einfällt. Es stört mich, dass wir so tun, als sei der Tod eine andere Existenzform. Ein Toter ist doch nichts anderes, als die Ansammlung von Atomen und Molekülen in einer Form und Art, die keinen Sinn mehr macht. Die nur daran erinnert, dass in dieser Form etwas existiert hat, das lebendig als Ganzes Sinn gemacht hat. Vielleicht wäre es für uns einfacher den Tod in seiner Radikalität, in seiner ganzen Radikalität zu verstehen, wenn im Augenblick des Todes der Körper in Staub und somit ins Nichts zerfallen würde.

In all dem spiegelt sich immer wieder die Scheiss Angst vor dem Tod.

Die Religion ist dieses Thema auch sehr konträr angegangen. Zum einen hat sie versucht die Situation des Todes zu verbrämen und auf der anderen Seite hat sie die Angst geschürt und das, wie es scheint, je nach Bedarf.

Auffallend ist zum Beispiel, dass der Koran mit Drohungen nicht spart.

In einer Zeit aufgeklärter Technik, in einer Zeit, in der es uns gelungen ist auf dem Mond fuß zu fassen, ist es für mich ein Phänomen, dass es der Religion gelingt ihren Gläubigen immer noch die Vorstellung des Himmels zu verkaufen. Ganz besonders der Islam, der seinen religiösen Anhängern, also denjenigen, die ihr Leben bei der Verteidigung des Islams geopfert haben, den Himmel verspricht und das sogar mit der Sonderprämie, von einer großen Anzahl Jungfrauen versorgt zu werden. Was ist eigentlich mit dem Widerspruch, dass die dort oben ankommenden Seelen ja wohl nur Geschlechtslos sein können und wo bleibt da für diese Geschlechtslosen Seelen die Attraktivität weiblicher Wesen ? Hier kann es sich doch wohl nur noch um Indoktrinierung handeln und nicht mehr um Religion. Anders ist es doch wohl nicht zu erklären, das erwachsene Menschen ihr junges, wertvolles Leben sinnlos in die Luft blasen.

Das Problem mit der Angst ist ein zweischneidiges. Auf der einen Seite ist es unglaublich wichtig, dass wir eine grenzenlose Angst davor haben unser Leben zu verlieren, das heißt eine gewisse Vorsicht walten lassen bei unseren Unternehmungen, damit wir unser Leben nicht aufs Spiel setzen, denn es ist ja nun einmal etwas absolut Einmaliges, es ist nicht wiederholbar. Auf der anderen Seite sollen wir dann angstlos uns einverstanden zeigen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt, schlicht gesagt, wir sollen unser inneres Einverständnis geben und dann wieder ohne Angst. Wir müssen keine Angst haben, wir sollen uns nur fallen lassen. Aber wen interessiert es eigentlich noch, ob ich zähneknirschend sterbe oder mit Irrlichtern in den Augen Seelenvoll ins Nichts gleitet.

Ich bin ausgelöscht, nicht mehr existent, futsch, weg, war was? Oder; erinnerst du dich noch an den? Nee, keine Ahnung, muss lange vor meiner Zeit gewesen. Was war denn mit dem?