Donnerstag, 6. Dezember 2007

Toleranz

Manchmal genügen Kleinigkeiten, und man wird zum Nachdenken Angeregt. Im Fernsehen hörte ich beim

"Vorüberzappen" einige Sätze, die am Grab eines verstorbenen Schweizers gesprochen wurden. Da hieß es: Er war ein Mann, der die Menschen so nahm wie sie sind, er versuchte nie sie zu ändern, er tolerierte ihre Eigenarten und war überall sehr beliebt.

Nun ja, am Grab eines Menschen werden gern seine positiven Seiten hervorgehoben, manch einer hätte so etwas lieber zu Lebzeiten gehört, aber da tun wir Menschen uns schwer mit dem Loben.

Mich haben diese Sätze zu der Frage angeregt, ob ich so etwas auch gern an meinem Grab hören würde. Ich konnte sie nicht uneingeschränkt bejahen. Ich möchte nicht unbedingt der Mensch sein, der Alles und Jedes so lässt wie es ist. Ich würde doch gern hier und da Einfluss nehmen, auch auf die Gefahr hin nicht überall beliebt zu sein.

Wohlgemerkt: Mir geht es hier nicht um Rechthaberei oder um prinzipielles Herummeckern an Allem und Jedem, es geht mir um jene Art von Einflussnahme, die ein wenig zivilen Mut verlangt und manchmal auch gegen das Angepasstsein verstößt. Mir geht es kurz gesagt um missverstandene Toleranz.

Tolerieren heißt etwas ertragen, dulden und ich glaube wir gehen heutzutage oft einen Schritt zu weit, Wir dulden auch das eigentlich Unerträgliche. Und in erster Linie tolerieren wir häufig, weil wir nur unsere Ruhe haben wollen. Nach dem Motto: Wenn wir keinen Ärger machen, lassen uns die anderen auch Ruhe. Wir sind in unserem Verhalten durch und durch verunsichert, ganz besonders durch das viele Halbwissen und die vielen Informationen, die wir in Zeitschriften und im Fernsehen von Psychiatern und Psychologen erfahren. Wir trauen uns nicht mehr, gewisse zwischenmenschliche Entscheidungen aus dem Bauch heraus oder aufgrund unserer Erfahrungen oder der Erfahrungen unserer Eltern zu fällen.

Wenn ich aber dann im Fernsehen Szenen vom Unterricht an Grundschulen sehe, sträuben sich mir die Haare, ich erwarte nicht von unserer Jugend Kadavergehorsam, aber was wir erwarten dürfen ist Respekt. Was diesen Jugendlichen dort absolut abgeht, ist Respekt und die Tragödie ist, die Gesellschaft toleriert das.

Die Gesellschaft steht diesem Phänomen völlig hilflos gegenüber und raubt mit ihrer missverstandenen Toleranz den Lehrern jede Autorität.

In diesem Schulbeispiel gewann ich den Eindruck, dass der Lehrer es längst aufgegeben hat, Einfluss auf die Jugendlichen zu nehmen. Er hätte ebenso gut im Hühnerstall einen Vortrag über die Bruchrechnung halten können.

Im Gegenteil gewinnt man heutzutage oft den Eindruck das die Jugendlichen Einfluss auf die Erwachsenen nehmen und nicht umgekehrt. Wenn ich bedenke, dass sie es immerhin erreicht haben, dass beispielsweise die Werbung (RTL) sich ihrer Sprache bedient, dann finde ich es doch bedenklich. Da wimmelt es nur so von Begriffen wie: Genial, super, cool, geil und echt.

Ein echter Zugewinn, was für eine farbige, abwechslungsreiche, geniale Sprache wir doch unserer Jugend verdanken, echt cool, einfach geil, echt.

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